Golf Tirol:
"Emotion - Tourismus mit
Golf & Kulinarik
von Hans-Joachim Walter
Einer Handvoll Fachautoren war es vergönnt, während der heißesten Tage dieses
Sommers der Hitze ein wenig zu entfliehen, um in der Kitzbühler-Alpenwelt einen
frischen Blick auf das sportliche und kulinarische Angebot zu werfen.
Organisiert hatte die dreitägige „Safari“ das in Salzburg ansässige Unternehmen
„emotion - tourismus“ mit seiner liebenswürdig- kompetenten Mitgeschäftsführerin
Ursula Kaufels (Hcp 6,9). Mit fünfzehn Golfplätzen auf engsten Raum und
staunenswerten kulinarischem Angebot sucht diese Destination gewiss
ihresgleichen. Aber diesen Lorbeer lässt man sich nicht zum welkigen Kranz
flechten und ist bedacht darauf, nicht in Selbstmusealisierung zu verfallen.
Das
konnten die Teilnehmer bereits am zweiten Tag mit dem Besuch des Clubs
„Golfanlage Kitzbüheler Alpen Westendorf“ (www.gc-kitzbühler-alpen.at) in
Erfahrung bringen, der erst im Jahre 2015 eröffnet wurde. Womöglich haben wir es
mit einem der besten Plätze nicht nur Tirols zu tun.
Diese Runde, wunderschön eingebettet in ein ruhiges Hochtal mit inspirierenden
Blick auf die Hohe Salve (mit einem Kirchlein auf dem Gipfel!), hat nichts mit
hochexperimentaler Avantgarde im Sinn, sondern kommt als tiefe, technisch
makellose Verneigung vor dem klassischen Parkland-Course daher. Isoliert
angelegte Fairways verleihen der Partie das Geschenk köstlicher
Abgeschiedenheit.
Gekonnt gezeichnete Doglegs (besonders an Löchern wie auf der 6, 13 und 16)
sorgen für animierende Herausforderungen und knackige Vielfalt.
Aus einer gutgemeinten Laune heraus verbinden sich die Puttflächen des 9. und
18. Loches zu einem riesigen Doppelgrün. Dass das Terrain flach und daher leicht
begehbar ist, mindert nicht die sportliche Herausforderung, sondern verstärkt
das Spielvergnügen.
Stararchitekt Jakob Haselsberger hat das skandinavisch inspirierte Clubhaus
entworfen und auch darin einige Hotelzimmer mit kleinem SPA-Bereich integriert.
Noch fungieren Club und Hotel getrennt. Das will die tüchtige Managerin der
Anlage, Anna Kogler, möglichst bald ändern.
Tags davor hatten wir den Golfplatz Kitzbühel-Schwarzsee- Reith besichtigt
(www.golf-schwarzsee.com), der mit dem Trumpf der Tradition punkten kann. Im
stillen Tal der Reither-Ache, nur fünf Kilometer vom Rummel Kitzbüherls
entfernt, scheint mit dem Blick unterwegs auf den Wilden Kaiser, Hahnenkamm und
Horn ein Bildband lebendig zu werden.
Die Strecke „out“ , auf der einige Teiche und Gräben einen strategischen Umgang
mit dem Ball einfordern, sind denkbar flach und werden leicht unterschätzt.
Temperamentvoller und deutlich durch Steigungen gezeichnet gestalten sich die
Bahnen nach der Wende, wobei man sich besonders beim Anstieg zum neu angelegtem
Grün des 13. Loches ein goldenes Wanderabzeichen erlaufen kann.
Wie der Hahnenkamm hat auch dieser Parcours seine „Mausefalle“ in Gestalt des
sehr engen und abstürzenden Par 3 14. Loches. Dass der letzte Approach über die
Reither-Ache, aber auch über ein Sicherheitsnetz führt, trübt das Vergnügen nur
unwesentlich.
Am dritten und letztem Tag des Ausflugs war man mit dem Golfclub Wilder
Kaiser- Ellmau verabredet
(www.wilder-kaiser.com).
Der Club trägt das Relief der Bergkette zu recht in seinem Emblem. Unmittelbarer
bekommt man diesem faszinierenden Gebirgsstock nicht zu Gesicht, es sei denn,
man übe sich an einem der Klettersteige, aber den Wanderpokal hatten wir uns ja
schon in Schwarzsee-Reith abgeholt.
Das Bergmassiv aus Kalk und Dolomit-Gestein wirkt trotz seines grimmigen
Gesichts tatsächlich ähnlich imposant wie die Dolomiten selbst. Von jedem Loch
aus kann man beobachten wie die zerklüftete Steinmasse direkt aus den grünen
Wäldern, Almen und Wiesen aufsteigen. Die nebeneinander gestaffelten Zacken der
Gipfel von Predigstuhl, Totenkirchl oder Ellmauer Halt, seine höchste Erhebung,
kommen daher wie das EKG eines unruhigen Herzens.
Der Kurs selbst baut sich durch drei Schleifen von je neun Löchern auf, die man
beliebig zusammenstellen kann, wobei Kurs A (Wilder Kaiser) und Kurs B (Ellmau)
das Herzstück bilden, während Kurs C (Tirol) der Mitläufer ist. Der am meisten
frequentierte Platz der Region (jährlich ca. 25.000 Greenfees) verfügt über
ausreichend breite Bahnen, wenig Steigung und gut einsehbaren, an sich
beherrschbaren Grüns (Ausnahme das 3. und fragen Sie mich nicht, wie ich darauf
komme).
Die Partie rauscht dahin wie der Mühlbach im Heimatlied und hinterlässt wenig
Verblüffendes. Schnell wird klar, dass das Landschaftsbild den Sieg davonträgt.
Im übrigen sehr zuvorkommendes Personal im Office und herausragende kulinarische
Leistung durch den neuen Pächter.
Hotels
Drei exquisite Hotels, die auch mit beträchtlichen Greenfee- Reduzierungen
punkten können, hatten sich dem Unternehmen angeschlossen.
Das Hotel Elisabeth im beschaulichen Kirchberg westlich von Kitzbühel (www.hotel-elisabeth-tirol.)
ist eine makellos, familiär geführte Unterkunft in vierter Generation. Von der
ehemaligen Pferde-Wechsel Station ist dank diverser Anbauten nicht mehr viel zu
sehen.
Dafür lockt die SPA - Abteilung in den oberen Stockwerken mit famosen Ausblicken
auf die tiroler Umgebung.
Außen - und Innenpool sind selbstverständlich, aber mir hat der natur belassene
Badeteich besonders gefallen. Und wenn jeweils am Mittwoch das Tiroler Buffet
aufgebaut wird, schmilzt jede Selbstdisziplin dahin.
Zum Portfolio der Anlage gehört noch die „Kasplatzl“ Alm im von Bergriesen
umtosten Aschauer Talschluss, wo die Welt zu Ende ist.
Beeindruckt folgt man den Ausführungen der Senner, die in dieser
Abgeschiedenheit jährlich 10 Tonnen Bergkäse allerbester Güte herstellen, Rinder
und Schweine ihr Bestes geben und der Steinofen für das selbstgebackene Brot am
Vorabend auf Temperatur gebracht wird.
Der Hofladen überrascht auch mit
köstlichem Moorbeerensenf.
Auch der Stanglwirt (www.stanglwirt.com) in Going war mit von der Partie.
Eigentlich braucht man diese legendäre Herberge nicht mehr vorstellen, seitdem
hier ein ehemaliger Boxweltmeister regelmäßig sein Trainingscamp aufschlug und
ein Großteil der Schickeria diese Adresse zu ihren Hot Spot erklärt hat.
Aber das Haus, fast ein eigenes Dorf, taugt mehr als nur zu Schlagzeilen im
Boulevard.
Seit zwölf Generationen im Familienbesitz sorgen an die 300
Servicekräfte für einen Aufenthalt auf allerhöchsten Niveau.
Die Reitstunden
erlebt man auf dem Rücken wertvoller Lippizaner, im hauseigenen Golf-Kurzplatz
ist eine hervorragende Akademie untergebracht und von all den körperlichen
Ertüchtigungen erholt man sich am besten im größten Solebad Europas.
Ein Blick
in den Innenhof verrät auch, dass immer noch ausgiebig Landwirtschaft betrieben
wird.
Auch unsere letzte Bleibe, das Sporthotel Ellmau (sporthotel-ellmau.com)
Es
begann einst als kleine Pferde-Wechsel-Station. Infolge diverser Anbauten
verfügt die Eigentümer-Familie Unterlechner nunmehr über einen Hotel-Palast im
Stil des folkloristischen Alpenbarocks.
Aber diese riesige Trutzburg speist seine Vorzüge aus verschiedenen Quellen:
eine Küche, die frei von jedweder Experimentierlust nur Freude am Essen
verschaffen will,
ein reifer Charme des Personals,
eine Badelandschaft, in der
man sich verlaufen kann,
nicht zuletzt die Terrasse mit dem Blick auf den Wilden
Kaiser, sowie fußläufiger Entfernung zum gleichnamigen Golfplatz.
Text: Hans-Joachim Walter
Fotos:
Golfplätze und Hotel
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