Twinings

Das Teehaus Twinings of London feiert seinen
300. Geburtstag

300 JahreNicht nur die Schweizer Garde des Papstes feiert derzeit ihren mehrhundertjährigen Geburtstag auch eine gänzlich anders orientierte Institution kann heuer feiern. Das Teehaus Twinings of London wird 300 Jahre alt.
Seit 1706 prägt Twinings die Teekultur. Das Traditionshaus ist ein Markenzeichen mit stetiger Suche nach Teeinnovationen. In drei Jahrhunderten hat man dort rund 200 Teesorten kreiert, die inzwischen in 115 Ländern angeboten werden. Weltberühmt wurde das Teehaus beispielsweise mit der Teekreation für den Adeligen Earl of Grey, heute als Twinings Earl Grey Tea bekannt.
Schon Queen Victoria war begeistert und machte Twinings 1837 zum Hoflieferanten – was bis heute so geblieben ist.

Auch im Kreise der deutschen Golfer erfreut sich guter Tee vor und nach der Runde großer Beliebtheit. Tee regt an aber nicht auf und ist ein vorzüglicher Durstlöscher. Vom Geschmackserlebnis einmal ganz abgesehen.
Schon Theodor Storm schrieb in seiner Geschichte “Am Kamin” im Jahr 1861: “Meine gnädigste Frau, Sie werden mir zugeben, dass, so wie das Bier der Feind, so der Tee der Freund der denkenden Menschen ist”.
Der Autor dieses Berichts outet sich selbst als ein Freund dieses köstlichen Getränks.

stephen_twiningAus Anlass des 300. Jubiläums reist derzeit Stephen Twining, (Bild rechts) Mitglied der berühmten Tee-Dynastie in zehnter Generation und Director of Corporate Relations bei Twinings durch Europa um anlässlich des Jubiläums, in “Teeseminaren”, Liebhaber und Interessierte für den Teegenuss zu begeistern.
Der weltweit angesehene Teeexperte kennt die Geschichte des Unternehmens seiner Vorfahren wie kein Anderer und damit auch das Geheimnis des Erfolges.

teepflanzeZwar wurde das Unternehmen bereits 1964 an Associated British Foods (ABF) verkauft, um die Expansion in die ganze Welt voranzutreiben, aber der Geist seiner Vorfahren wehe immer noch im Unternehmen, versichert Stephen Twining im Gespräch mit GOLFplus.

Heute wird Twinings Tee in drei neuen Produktionsstätten in England (Andover, New-castle und Woolsbridge) produziert, aber auch in Übersee (North Carolina, USA und Calcutta, Indien).
Die Produktion erreicht damit die Kapazität, die gebraucht wird um die weltweite Nachfrage nach Twinings-Tee zu befriedigen. (Bild links: Die Spitze einer Teepflanze, die von den Teepflückerinnen von Hand geerntet wird).

Hohe Qualität und Verantwortung

teeplantage-darjeelingEin hoher Qualitätsanspruch ist heute wie in den vergangenen 300 Jahren oberstes Gebot im Hause Twinings. Dabei wird die Qualität in jeder Phase des Produktionsprozesses – bei der Anlieferung, nach dem Mischen und Abpacken – überprüft.
So genannte „Blender“ (Prüfer und Mischer), die während fünf Jahren auf ihre Aufgabe vorbereitet werden, testen und wählen die Rohstoffe aus tausenden von möglichen Teeanbaugebieten
(Bild links: Teeplantage Darjeeling in Nordindien).
Sämtliche Rohstoffe werden von auditierten, im Markt etablierten Lieferanten, mit ausgezeichnetem Ruf in der Branche, bezogen.

“Konsumentenbedürfnisse und Ernährungsgewohnheiten haben sich stetig geändert und werden sich auch in Zukunft wandeln. Dies stellt hohe Ansprüche an Innovationskraft, Produktionstechnologie, Qualitätssicherung, Ökologie, Verpackungsdesign und Vertrieb. Twinings setzt sich seit 300 Jahren zum Ziel, diese Trends aufzunehmen und in die permanente Weiterentwicklung seiner Produktpalette einfließen zu lassen” sagt Stephen Twining.

Die Teeauswahl reicht heute von klassischen Schwarztees z.B. dem excellenten English Breakfast Tea und dem bekannten Earl Grey bis zu aromatisierten Schwarztees (z.B. Orange-Cinnamon, Vanilla) über Grüntees (z.B. Jave Green Tea) bis hin zu Kräuter- und Früchtetees (z.B. Pure Peppermint, Rosehip & Hibiscus).

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Auf dem Weg zum britischen Nationalgetränk

thomas-twining-foundertwinings-the-strand-londonAls 1706 Thomas Twining das „Tom’s Coffeehouse“ in London kaufte und dort neben Kaffee auch Tee zum Kauf anbot, war er einer der Pioniere, die das Teetrinken nach Großbritannien brachten und es zum Nationalgetränk machte. Im frühen 18. Jahrhundert war der Teegenuss wegen extrem hoher Steuern ein Privileg einiger Weniger. Auf heutige Preise umgerechnet, kostete ein Gramm „Gunpowder Green Tea“ damals rund 200 Euro und war somit für die breite Bevölkerung unerschwinglich. Den ersten Twinings-Laden gibt es heute noch, genauso wie den „Gunpowder Green Tea“, der dort seit nunmehr 300 Jahren erhältlich ist.
Richard Twining, Vorsitzender der Londoner Teehändler, ortete die hohen Steuern als Handelshindernis. Er hatte das riesige Potenzial von Tee erkannt, wusste aber, dass der Zugang vereinfacht werden musste. 1784, knapp 80 Jahre nach der Gründung von Twinings, überzeugte er den Prime Minister William Pitt, den Commutation Act zu verabschieden. Die Preise wurden gesenkt und der Teekonsum verdoppelte sich.
Vor Richard Twining legte aber auch schon dessen Vater Daniel Twining einen wichtigen Meilenstein für das Wachstum von Twinings. Ihm gelang die Expansion ins Ausland bereits 1749 mit dem ersten Export nach Amerika. Der Gouverneur von Boston zählte zu den ersten Kunden in Amerika. Mit der Boston Tea Party von 1773 lehnten sich die britischen Kolonialisten in Amerika gegen die hohen Steuern auf dem importierten Tee auf. Stadtbürger drangen in den Hafen von Boston ein und warfen drei Ladungen Tee der englischen East India Company über Bord. Die Handelsbeziehung mit Amerika verschlechterte sich danach massiv. Erst nach Ende des Unabhängigkeitskrieges von 1783 lebte der Handel wieder auf.

Text: Jürgen E. Metzger
Bilder: Twinings of London