Behagen im Alpbachtal

Der Böglerhof

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Wenn sich eine Gemeinde „Schönstes Dorf Österreich“ nennt oder nennen darf, spitze ich zunächst einmal die Ohren und frage mich, ob dahinter womöglich nur eine clevere Marketing-Idee steckt.
Aber wer den Ort, der fast parallel zum Zilllertal auf einem sonnigen Hang im Talabschluss des Alpbachtals auf 1.000 Metern liegt, betritt, wischt alle Bedenken beiseite. Tatsächlich muss man staunen,welche Einheit zwischen Landschaft, Bewirtschaftung und Bebauung möglich ist.
Es ist dies das Ergebnis eines Bauordnungbeschlusses aus dem Jahr 1953, der verfügte, dass bei Neubauten die Anpassung an den hergebrachten Alpbacher Baustil einzuhalten ist.
Diese für´s Auge und Gemüt segensreiche Verordnung beruht im wesentlichen darauf, dass lediglich die Parterre aus Beton bestehen darf, ab dem 1. Stock dagegen alles mit heimischen Holz zu verschlagen sei. Zudem gibt es Vorgaben für die Dachschräge, Fensterbreite, Höhe und Balkone.
Das alles und vielleicht auch der Umstand, dass der Ort mit seinen 100 bewirtschafteten Höfen, darunter 20 Erbhöfen, in den hellen Monaten wie ein Blumenladen aussieht, führte dazu, dass er sich seit 1983, als der ÖRF eine Umfrage „Schönstes Dorf“ startete, mit diesem Titel schmücken darf. Und niemand hat bisher widersprochen. Zudem pflegt die Bevölkerung einen ganz besonderen, nur hier zu findenden Dialekt und braut sogar mit seinem „Kristallbier“ ein eigenes Gebräu. Das nennt man kreative Traditionspflege.
Mitten im überschaubaren Dorfkern und direkt neben der Kirche, in deren Raum schönen Innern sich zwei Altarbilder des Rokoko-Meisters Franz Xaver Nißls befinden, liegt „Der Böglerhof“. Mit seinen vier hintereinander in den Hang gebauten Gebäuden quasi ein Dorf im Dorf.
Nicht nur wegen seiner fast bis zum Asphalt reichenden Walmdächern gibt sich dieses Haus heimelig und stilvoll. Den Wohlfühlfaktor spürt man sogleich beim Betreten.

Aussenpoolbereich-mit-sommerlichem-AusblickNach einer kürzlich erfolgten, groß angelegten Modernisierung und Erweiterung kann sich „Der Böglerhof“ nunmehr 5 Sterne ans Revers heften.
Zimmer stehen in 13 Kategorien zur Verfügung, alle behaglich und intelligent aufgeteilt.

Superior-Doppelzimmer-SonnjochGanz neu sind großzügige Suiten im neuesten Trakt mit Adults-only- Bereich und Naturbadeteich. Überhaupt diese SPA Trakte, von denen es, unterirdisch verbunden, , zwei gibt und die am Abreisetag noch ganztägig genutzt werden können: Ganzjährig beheizte Außenbecken, mehrere Saunen(eine davon in einem kleinen finnischen Holzhaus mit Wasserfall vor der Tür) und Dampfbäder, Fitness Räume mit modernsten Geräten ohnehin, Feuerstellen.
Als eines der wenigen Häuser in Österreichs wird auch „Holistic Pulsing“ angeboten, das seinen Ursprung bei den Ureinwohnern Australiens haben und Stress abbauen soll.

Das gelingt allerdings auch bei der Verpflegung: Chefkoch Hansi Trechl überzeugt mit wunderbar vielseitigen Grundideen und besitzt virtuoses Verständnis für eine vornehmlich regional geprägte Küche bei feinerTischkultur. Am Wochenenden wird in der historischen „Fugger Stube“ aufgetischt („Fine-dining), dem Gault& Millau mit zwei Hauben zugesteht.

FuggerstubeAber dabei haben sie sich verzählt: Allein das Ambiente ist einzigartig : Ein Kleinod aus dem 15. Jhd. das zwei Brände überstanden hat, im Besitz der Fugger war und als Gerichtssitz für die Knappen diente.
Herzliches Umfeld durch die Gastgeber Fam. Duftner, die das Haus seit 80 Jahren in der 5. Generation führen und den Service. Fast alle Mitarbeiter stammen aus der Region.
Großzügiges Genuss-Paket innerhalb der Halbpension mit leichtem Lunch und Nachmittagsjause.
Auch als Hund könnte man sich hier wohlfühlen. Das Hotel wird in der Liste der 50 besten „Hundehotels“ Europas geführt, wovon sich 48 nicht überraschend in Großbritannien befinden.
So gibt es denn auch ein gezäumtes „ Leinen-los“ Revier für die Vierbeiner und sogar eine eigene Wasch-Kammer mit edlen Tier-Shampoos.
Was mir noch angenehm aufgefallen ist: Bibliotheken im 1. Stock und wenige Schritte außerhalb in einer Almhütte, Refugien für Feingeister. Eine weitere hoteleigene Almhütte befindet sich oberhalb des Grundstückes und nennt sich „Denk-Werkstatt“. So etwas liebe ich geradezu.

Abwechslungsreiche Wanderungen beginnen vor der Pforte. Und im Winter steigt man vom Bett gleich in den „Bögler-Lift“ um.
Wer unbedingt Golfen will, findet im Alpbachtal keine Möglichkeit. Aber um die Ecke liegt der GC Zillertal und die Plätze rund um Kitzbühel sind im Rahmen eines Tagesausfluges mühelos anzusteuern.
Und dann doch noch eine weitere Überraschung: Am Dorfausgang befindet befindet sich mit dem „Campus Centrum Alpbach“ ein ultra modernes Kongresszentrum, das man hier am wenigsten vermutet hätte. Ein Design-Meisterwerk, wo einem sofort der spiralförmig angeordnete Tageslichtkegel auffällt.
Wer sich noch ob dieses kühnen Bauwerks noch die Augen reibt, muss wissen, das Alpbach Mitglied der „Mitmach-Regionen“ ist. Sie entstehen, wenn Menschen sich zusammentun, um gemeinsam in der Region Lösungen für die wichtigsten ökologischen und sozialen Fragen zu diskutieren und umzusetzen. Ein hochkarätiger Kreis aus Politik, Wissenschaft und Religion.

Nobelpreisträger und sogar der Dalai Lama reisten schon an, um an diesen Veranstaltungen teilzunehmen. Auch sie dürften mit Erinnerungen an den „Böglerhof“ die Gewissheit verbinden, mehr als nur ein Dach über den Kopf gehabt zu haben.

INFO: boeglerhof. At – info@boeglerhof.at

Text: Hans-Jochim Walter
Bilder: mk Salzburg