Golf im Weichbild von Gletschern:

Der Golfclub Zillertal – Uderns

Golf Zillertal

Es geschieht nicht oft, dass man im Weichbild von Gletschern und Dreitausendern auf durchweg flachem Gelände auf die Runde gehen kann. Das aber gelingt auf buchstäblich treffliche Weise im GC Zillertal-Uderns, der am Eingang des breitesten und längsten südlichen Inntals liegt.

Während die „Zillertaler“ mit ihrer Volksmusik seit mehr als 200 Jahren vom Reiz der Region künden, konnte der Club erst sein 10jähriges Jubiläum 2024 feiern. Erst also relativ spät und nach quälenden Debatten im Gemeinderat kam man auf die Idee, einen Golfplatz anzulegen, der auch den Sommer Tourismus auf die Sprünge helfen sollte.

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Aber es bedurfte der privaten Initiative der hier ansässsigen Unternehmens-Gruppe Schultz, das Vorhaben zu realisieren, die es sich auch nicht nehmen ließ, gleich noch ein feines Sporthotel als Morgengabe zu spendieren.
Die am meisten frequentierte Tiroler Urlaubsregion,“Geburtshelfer“ mancher Ski-Champions und wo auch die Bergsteiger-Legende Peter Habeler, der bekanntlich als erster Mensch 1975 einen Achttausender ohne Sauerstoff – Flaschen bestieg, zu Hause ist, hat sich mit ihrem Platz ein weiteres Schmuckstück ans Revers geheftet.

Golfzillertal 3

Dem österreichischen Architekten Dieter Fahrenleitner ist mit rhythmischen Drive und organisatorischer Präzision eine bemerkenswerte Anlage gelungen. Bei seiner Zeichnung ist er dem 65 Hektar großen Spielgelände dicht auf auf den Fersen, fügt dem Kurs nichts hinzu, was dringlich gewesen wäre, sodass hier nichts gewollt, gar gekünstelt wirkt, gefunden und hingebungsvoll ausgestaltet hingegen vieles.
Die Strecke „out“, ohne Ausreißer nach unten, aber auch ohne wirkliche Höhenflüge, kommt zunächst fließend daher, was nicht heißen soll, dass sie dahinplätschert. Tretminen, insbesondere im Approachbereich, gibt es zuhauf. Vor allem wird sie aber mit ihren kleineren Feuchtgebieten, Obsthainen und wechselnden Ausblicken zum optischen Genuss: die reizende, auf einem malerischen Hügel liegende St. Pankratz Kapelle überwacht die Eröffnungssequenz.
Nach Süden hin wird das Auge mit der Ahornspitze und dem Brandberger Kolm ins Hochgebirge entführt und es grüßt der spitze Turm von Udern´s Dorfkirche. Wer sich die Muße nimmt, genau hinzuschauen, wird bemerken, dass die eine Seite des Kirchturms rot die andere Seite grün ist, was damit zusammenhängt, dass das Zillertal durch die nachnapoleonische Grenzziehung erst im Jahre 1816 vollständig zu Tirol kam, nachdem es vorher Teil des Erzbistums Salzburg war.

Golfzillertal 4Alles scheint auf hauchdünnen Schichten aufgebaut und dem eigentlichen Höhepunkt der Partie unterworfen: am 9. Loch erwartet den Akteur ein blaues Wunder. Tatsächlich liegt das Grün auf einer veritablen Insel, die aber erst dann einzusehen ist, wenn man die Fairwaykuppe passiert hat. Mit einer Länge von 401 Metern vom hinteren Tee, dem leichten Rechtsschwung und einigen listigen Bunkern, ist es eines der reizvollsten Par 4 im gesamten Alpenraum. Nur wenige werden die Fahne mit dem 2. Schlag angreifen, sondern vorlegen in der Gewissheit, dass hier ein Bogey keine Niederlage bedeutet.
Dieses Loch aus der Feinschmecker-Abteilung möchte man am liebsten in Glanzpapier einpacken und gleich mit nach Hause nehmen.
Dann aber würde man die Strecke „in“ verpassen, wo deutlich mehr Zug im Kamin ist und die Attraktionsdichte zunimmt.
Golfzillertal 5Schon auf der 11 versperren einige alte Baumriesen den direkten Weg zum Grün, lösen querlaufende Biotope und wahre Bunkerkaskaden Alarmstimmung aus (am 13.) und erhöhen den Adrenalinspiegel am 14., ein kurzes und eigentlich wenig inspirierendes Par 3, auf dem man aber bei einem Hole-in-One einen Diamant-Einkaräter gewinnen kann. (nur bei Turnieren).Auch ohne Edelstein-Versprechen glitzert das 15., gewiss das beste der vier langen Löcher: auf diesem heftig onduliertem Fairway steht nach geglücktem Treibschlag die Entscheidung an, ob man danach das querlaufende Gewässer, das übrigens auch den hübschen Teich am 11. Loch nährt, überspielt, oder doch vorlegen soll. In jedem Fall ist der dritte Schlag zum im Hang geschnittenen Grün eine echte Prüfung.
Auch das Finalloch, farblich weniger markant, doch technisch nicht weniger versiert, bleibt als starker Schlussakkord in Erinnerung, nur dass hier der See hinter dem Grün liegt.
Golf Zillertl 6Eine wohltuende Ruhe und das Gefühl von Abgeschiedenheit – nur unterbrochen vom Pfiff der knallroten Zillertalbahn- liegt über dem Gelände und wenn die Natur einen Anteil an der tadellosen Pflege des Parcours hat, ist dies auch dem Schmelzwasser des winterlichen Schnees zu verdanken, das die Grüns bewässert. Ihre Statements werden durch interessante Linien gesetzt, nicht durch rüde.
Beide Schleifen der Runde enden direkt vor der „SPORTRESIDENZ ZILLERTAL“, ein vier Sterne plus Boutiquehotel , das Lifetsyle mit anspruchsvoller Gastlichkeit vereint.
Neben seinem hauseigenen „Leading Golf Course“ überzeugt das Hotel mit großzügigen Suiten, seiner Seeterrasse und die Aussicht auf die Zillertaler Bergwelt.
GolfresidenzViel Glas und klare Formen vermitteln den Zugang zur Natur. Direktor Daniel Maj ist von Anfang an mit von der Partie und führt sein zuvorkommendes Mitarbeiter-Team, das überwiegend aus der Region stammt, unaufgeregt und umsichtig.
Im haubenprämierten Restaurant „ Die Genusswerkstatt“ ist die Philosophie der Küche von Chefkoch Willi Tillian tief in der Regionalität verwurzelt. Mittwochs allerdings ist Sushi-Tag. Da gibt es die weit und breit besten Makis und Nigiris.
Das Highlight indes zum Schluss: ein Infinity Pool, ganzjährig beheizt, auf der Dachterrasse des Gebäudes, in dem auch Clubhaus und Pro-Shop untergebracht sind. Ein Wellnessbereich auf mehr als 1.000q2 mit Wasserbetten in den Ruheräumen und Klangschalenentspannung.
Die Lage des Clubs auf nur 550 Meter Seehöhe und die klimatischen Bedingungen ermöglichen zwei sportliche Vergnügen an einem Tag: am Vormittag lockt der Schnee des Hochgebirges (gratis Shuttle vom Hotel), nach der Vital-Jause sind Ballgefühl auf grünem Grund gefragt.
Auch diese Kombination ist höchst selten.

Von Hans-Joachim Walter
Der ehemalige Nationalspieler
gilt mit zahlreichen Buchveröffentlichungen
und ungezählten Beiträgen zum Thema Golfsport
seit mehr als fünf Jahrzehnten als
einer der führenden Autoren auf diesem Gebiet.
Fotos: GC Zillertal