Schottlands Westküste:
Neun Meilen, elf Links Courses – Wandeln in den Fußstapfen von Golflegenden
Auch wenn die Corona-Pandemie touristische Golfreisen derzeit meist noch verhindert, lohnt es sich schon jetzt, den Blick auf eines der beliebtesten Ziele für Freunde des Links Golf zu werfen, der ursprünglichen Art des Spiels: auf die Westküste von Schottland, genauer die grandiosen Plätze in der traditionellen Grafschaft Ayrshire.
An diesem Küstenstreifen hat sich über Jahrhunderte ein wahres Golfparadies mit etlichen „must play courses“ entwickelt.
An einem Landstrich von nur neun Meilen (knapp 14,5 km) reihen sich elf Links Courses aneinander, von Prestwick St. Nicholas im Süden bis zu den Gailes Links ganz im Norden.
Nirgends auf der Welt findet sich eine ähnliche Ansammlung von so vielen spektakulären Spielwiesen inmitten von malerischen Dünenlandschaften entlang der Küste. Viele der Plätze liegen so dicht beieinander, dass man zu Fuß zum nächsten Club wandern kann.
Dieses ideale Golfgelände, auf dem dank natürlicher Drainage rund ums Jahr gespielt werden kann, inspirierte einige der Altmeister der Golfarchitektur wie Old Tom Morris, James Braid, Willie Park jun. und Willie Fernie zu Meisterwerken.
Aber auch Größen des modernen Golfplatz-Designs wie Kyle Philips, Fred Hawtree und Martin Ebert nutzten die Chance, im Gelände „dass der liebe Gott für Golf schuf“ (Old Tom Morris) ihre Kreativität mit der Natur zu verbinden.
Hier finden sich weltberühmte Klassiker wie Royal Troon und Prestwick, die als Gastgeber für The Open Championship, im Rest der Welt als British Open bekannt, aber auch neue Meisterschaftsplätze wie Dundonald, ein moderner Links Course auf dem bereits die Scottish Open der European Tour und der Ladies European Tour ausgetragen wurden.
Beginnen wir unsere Reise ganz im Süden
Der Prestwick St. Nicholas Golf Club nennt sich mit seinem Gründungsjahr 1851 stolz „26th Oldest Golf Club in the World“.
Old Tom Morris, der damals im benachbarten Prestwick Golf Club als Pro und „Keeper of the Greens“ arbeitete, war Gründungs- und Ehrenmitglied. 1892 zog der Club um, auf ein Gelände, das herrliche Blicke auf den Forth of Clyde und die Insel Arran bietet.
Der Platz ist mit 6043 Yards (5526 m) nach modernen Maßstäben recht kurz, dank der tiefen, strategisch gut platzierten Bunker, ondulierten Grüns und Ginster am Rande der Fairways ein echter, fairer Test, vor allem wenn wie häufig eine Brise über den Platz weht.
In direkter Nachbarschaft findet sich einer der berühmtesten Golfplätze der Welt, der des Prestwick Golf Clubs.
Auf diesen Links wurde 1860 die erste „The Open Championship“ ausgetragen. Am ersten Abschlag, nur wenige Schritte vom Bahnhof Prestwick entfernt, gilt es, als Rechtshänder einen Slice zu verhindern, sonst landet der Ball auf der Bahnlinie, die von Glasgow nach Ayr führt.
Der Platz mit einigen „blinden Löchern“ bietet eine Zeitreise in die Geschichte des Golfs, ist aber auch mit modernen Hölzern und Eisen immer noch eine Herausforderung. Überall im eindrucksvollen Clubhaus, das vorzügliches Essen bietet, wird man daran erinnert, dass hier der Geburtsort des modernen Turniergolfs liegt.
Von Prestwick ziehen wir weiter zu einem weiteren Open-Platz, auf den des Royal Troon Golf Club (recht), der über eines der berühmtesten Löcher der Welt, das „Postage Stamp“, verfügt.
Das 8. Loch, ein nur 123 Yards (113 m) langes Par 3, das kürzeste Loch aller British-Open-Plätze, ist wegen seines nur 245 Quadratmeter großen Grüns, das vom Abschlag, dank der sechs tiefen Potbunker, der bekannteste trägt den passenden Namen Coffin (Sarg , rechts), wie eine Briefmarke erscheint, selbst bei Weltklasse-Golfern gefürchtet.
Bereits neun Mal wurde die British Open hier ausgetragen, die letzte aus dem Jahr 2016 ging als „Tussle of Troon“ (Das Gerangel von Troon) in die Golfgeschichte ein, als sich der Schwede Henrik Stenson und Phil Mickelson auf den letzten 18 Löchern ein packendes Duell lieferten. Stenson sicherte sich mit einer Schlussrunde von 63 Schlägen den Sieg vor dem amerikanischen Linkshänder, der 65 Schläge benötige.
Im Vorjahr siegte Sophia Popov bei der „Women’s Open“ als erste Deutsche bei einem der fünf Damen-Majors in Royal Troon. Auch sie genoss wie viele andere große Champions mitten im Wettkampf die herrliche Aussicht auf den Firth of Clyde.
Da die Open auch 2024 auf diesem Platz zu Gast sein wird, sind Tee-Times schnell ausgebucht, zumal der exklusive Privatclub Greenfee-Spieler nur am Montag, Dienstag und Donnerstag zulässt.
Aber der Klub bietet eine Alternative: den Portland Course, ein von Willie Fernie entworfener und von Dr. Alistair McKenzie überarbeiteter Links Course, der allerdings keinen Ausblick auf die Irische See bietet.
Auf der anderen Seite der Bahnlinie finden sich mit den Troon Links gleich drei Plätze, eine der besten Sammlungen von städtischen Golfplätzen auf der Welt.
Die drei 18-Loch-Plätze, Darley (links), Lochgreen (mitte) und Fullarton (rechts), bieten großen Golfspaß für relativ kleines Geld.
Troon verfügt noch über eine weitere 27-Löcher-Anlage, auch wenn der Name anderes vermuten lässt.
Der Kilmarnock (Barassie) Golf Club gilt immer noch als Geheimtipp. Dabei ist auch dieser Platz ein klassischer Links Course, allerdings ohne Aussichten aufs Meer. Wie gut dieser Platz ist, zeigt allen schon die Tatsache, dass er in der Vergangenheit immer als einer der Qualifikationsplätze für die British Open in Troon diente.
Wie der Prestwick Golf Club ist auch dieser Platz nur wenige Schritte von einem Bahnhof entfernt, der Barassie Railway Station.
Gerade einmal zehn Minuten entfernt von Royal Troon liegt rund um das Gailes Hotel, ein wahres Golfparadies mit drei grandiosen Links Courses: Gailes Links, Western Gailes und Dundonald.
Western Gailes lockt mit 18 malerischen Löchern zwischen der Bahnlinie und dem Strand.
Dieser Platz hat sich längst zu einem „must play“ course entwickelt: traumhaft in die herrliche Dünenlandschaft eingebettet, optisch und spielerisch ein Genuss und für Golfer aller Spielstärken eine echte Herausforderung.
Dagegen findet man auf den Gailes Links (rechts), die zum Glasgow Golf Club gehören, keine hohen Dünen oder Ausblicke aufs Meer. Am Rande der teilweise hügeligen Fairways lauert Ginster, etliche erhöhte Grüns erfordern Präzision beim Anspiel. Dieser Platz diente ebenfalls als Qualifikationsplatz für die Open. Mehr muss man eigentlich nicht sagen, um zu wissen, dass sich auch hier eine Runde lohnt.
Die von dem Amerikaner Kyle Philips entworfenen Dundonald Golf Links wurden 2005 als anspruchsvoller, moderner Links Course eröffnet.
Derzeit wird Dundonald von den neuen Eigentümern mit einer Investition von 25 Million Pfund mit einem großen Clubhaus und Lodges zu einem Golfresort ausgebaut.
Weitere Infos unter www.ayrshiregolfscotland.com
Text: Helma Scheffler
Bilder: Ayrshire Golf Scotland und die Golfplatz-Partne