GOLFCLUB LECH Arlberg – Klostertal

Als Wintersport Destination sind Arlberg im Allgemeinen und Lech im Speziellen weltberühmt.
Hier steht die Wiege des alpinen Skisportes und nach 1900 wurde der Skiunterricht in den Alpen ins Leben gerufen. Und auf einem Schlag wurde auch die Sommersaison noch interessanter, als nach jahrelangen Diskussionen über das Für und Wieder am 27.Juni 2016 der Golfplatz eröffnet werden konnte.

Er liegt auf der westlichen Parzelle von Lech im Auslauf des reizvollen Zuger Tals, wo die Natur endgültig die Oberhand gewinnt und die großspurigen Fahrzeuge der Gäste unten im Dorf in Tiefgaragen verschwinden oder wegen der Wanderwege zur Umkehr gezwungen werden.

Den „goldenen Ball“ zu schlagen, oblag dem örtlichen Priester. Deshalb einen wohlmeinenden Gottesacker zu erwarten, führt in die Irre und wer meint, die etwas mehr als 4.100 Metern bei Par 66 lassen sich im Vorbeigehen bewältigen, wird gebückt ins Clubhaus kommen. Oder, um es anders auszudrücken, es herrscht Höhenluft, aber kein eisiger Wind.
Diethard Fahrenleitner, mit fast einem Dutzend Plätzen im Alpenraum im Portfolio ausgesprochen trittsicher, ist hier ein Entwurf voll räumlicher Klarheit und befreiender Schönheit gelungen. Seine Skizze setzt auf Ordnung und Schwung, stimuliert von einem Panorama, als durchschreite man eine Folge von Landschaftsbildern.
Weich komponiert und in den Verhältnissen von bestechender Eleganz ist er dem Wink der Natur gefolgt und hält auch als Architekt souverän die Höhe.
Am ersten Tee steht man gleich auf dem mit 1.509 Metern höchsten Abschlag Österreichs und wird beidseitig entlang des Lechs Richtung „Rote Wand“ geführt, dem zweithöchsten Berg im Lechner Quellgebirge. Nur wenige Kilometer hinter dem dritten Abschlag, wo Spullerbach und Formarinbach zusammenfließen, heißt das Wasser tatsächlich „Lech“: der Lech, damit niemand die Artikel durcheinander bekommt.
Der Fluss wird den Akteur in der Folge nicht von der Kette lassen. Auf der 2. Bahn, dem einzigen Par 5, könnte man den Driver zwar gut gebrauchen. Aber das elegant geneigte Fairway wird rechts von der Ausgrenze und linker Hand von einem Altarm des Gewässers eingeengt. Mehr Kopf als Kraft heißt hier die Devise.
Am 3. gar muss der Fluss mit dem Treibschlag geklärt werden und sorgt auch dafür, dass wir es am Ende tatsächlich mit einem Inselgrün zu tun haben. Noch dramatischer wird es aber am 4. Loch, wo es vom erhöhten Abschlag carry ca. 160 M über den Lech geht, bevor die Bahn mit doppeltem Dogleg zur Puttfläche führt. Der Damenabschlag hingegen ignoriert diese Herausforderung, zeigt dem Fluss den Rücken und zum wiederholtem Mal frage ich mich, wann die Emanzipation endlich auch auf dem Golfplatz angekommen ist.
Vom Zeitenlauf kaum berührt liegt das 6. Hole isoliert im Föhrenwald und sorgt so für einen überraschenden Perspektivwechsel. Malerisch und bleibenden Eindruck hinterlassend dann das kurze 7. Hole: gleich neben dem Tee tobt ein Wasserfall mitten im Wandergebiet, das zur Freiburger Hütte an den Formarinsee vorbei führt. Der Abschlag hat mindestens 25 Meter zu überwinden, bevor er auf dem fein geschnittenen Grün zur Ruhe kommt.
Das kürzeste Loch, die 8, verfügt zwar über Tee und Grün, entpuppt sich aber als wahrer Garten Edens. Es ertrinkt beinahe im Rausch der Lupinien und Alpenrosen, die hier als erfrischendes Bad für´s Auge der Akteure Beet artig angepflanzt wurden,wie überhaupt die Partie auch mit Blumen-und Pflanzenrabatten punkten kann.
Nach hoffentlich geglücktem Eisenschlag frontal über den einzigen, künstlichen See hinweg mit der Fontäne in seiner Mitte senkt sich der Vorhang zu einem Spielstück, das viel mehr als nur illustrativ ist.

Unbedingt erwähnenswert ist die vorzügliche Platzpflege. Auch Mitte Oktober, wenn die Saison offiziell schon beendet ist, trifft man auf pfeilschnelle, treue Grüns und Fairways, auf denen die Bälle liegen wie auf Samtkissen. Es hat sich also ausgezahlt, den Maschinenpark kürzlich aufzurüsten und das Greenkeeper-Team zu verstärken.

Vom kühnen Rundbau des Clubhauses auf der Anhöhe geniest man einen schönen Blick auf diesen wunderbaren Ortsteil von Lech, erfreut sich am obwaltenden Licht , dass sich mitten in der Bergwelt in die Kehlungen und Wölbungen der Fairways legt und lässt sich womöglich auf der Terrasse vom Clubrestaurant „Holz, Eisen, Butter – Das Wirtshaus am Golfplatz“ verwöhnen, während die Natur alle Noten bespielt: Farben, Geräusche, Düfte, Stimmungen…

Nur wenige Schritte vom Platz entfernt, im Schatten der reizenden, kleinen Dorfkirche, deren Errichtung die Einlösung eines Gelöbnisses ist (tatsächlich wurde Lech im 17. Jahrhundert auf wundersamer Weise von der grassierenden Pest verschont), macht sich ein sehr großes, sehr altes Bauernhaus breit.

„Gasthof Rote Wand“, so kündet es unter seinem Giebel. Einst war es ein kleines Bauernhaus, das seit 1651 auf eine lange und wechselhafte Geschichte zurückblicken kann. Viele Generationen lebten hier als Bauern.
Als Joschi Walch Jun. das Haus 1987 übernahm, begann eine neue Zeitrechnung.
Dieses Walserhaus mit seinen nunmehr 64 Zimmern, Saunalandschaft und ganzjährig beheiztem Außenpool ist mehr als nur eine kuschelige 4 Sterne plus Herberge voller Kunst, Büchern und edlen Materialien.
In seinen Gemäuern nistet nicht nur Historie, sondern eine Mission des Hausherrn, der das Herz und den Gaumen erwärmt. Die Elemente seiner Vision umfassen die hauseigene Forschungsstation für kulinarische Experimente, eigene Bäckerei, eine Kochschule, Bauerngarten, wo sogar Kartoffeln und Gemüse im Gebirge heranwachsen, sowie ein Fischteich, in dem die Gäste sich ihr Hauptgericht für den Abend selbst angeln können.
Reiseführer vermelden, dass das Frühstück am Tisch serviert wird. Was heißt das schon. Tatsächlich wird auf den Tischen in der Bibliothek jeweils ein langgestrecktes Holzbrett drapiert. Darauf die Köstlichkeiten aus der gegenüber liegenden Zuger Sennstube: eigene Butter, eigener Käse, selbstgemachte Marmeladen und das heute schon legendäre, dick geschnittene Sauerteig Brot. Kaffee und Eierspeisen werden separat aus der Menükarte ausgewählt.
Einen Coup landete Josef Walch, ein humorvoller und zugewandter Zeitgenosse, der sich nicht zu schade ist, das Gepäck seiner Gäste selbst zum Auto zu tragen, als er den jungen Max Natmessing vom Hudson River nach Zug lockte. In Rekordzeit hat der Mittdreißiger eine Gourmet-Destination geschaffen, die nicht nur im Alpenraum aufhorchen lässt.
Gault & Millau vergibt satte 18,5 Punkte und vier Hauben für seine Kreationen, die er an nur einem Tisch für lediglich 18 Personen im angeschlossenen alten „Schualhus“ auftischt.
Falstaff vergibt sogar seltene 99 Punkte und erklärt ihn zum besten Koch im Voralrberg.
Aber auch in den „Rote Wand Stuben“, dem Zweirestaurant, gibt es im schlicht-schönen Ambiente Genuss in jeder Form. Wenn Josef Walch zum Gams-Fondue einlädt, kommt sogar Beatrix, ehemalige Königin der Niederlande, vorbei.
Sie empfängt Walch wie unser eins: mit unverwechselbarem Charme und ohne Attitüde.

Info: www.golf-arlberg.at
www.rotewand.com

Text: Hans-Joachim Walter
Bilder: