Marokko Golf

Königlich Golfen in Marokko

ONMT-Marrakech-Bab-Agnou

Moscheen und Paläste, Kasbahs und Märkte, Kamele und Wüste, das sind die üblichen Vokabeln, wenn von Marokko die Rede ist. Im Gedächtnis der Golf spielenden Globetrotter hat sich längst ein weiterer Begriff festgesetzt: Fairways aus „Tausendundeiner Nacht“. Mittlerweile fast fünfzig Anlagen durchziehen das nordafrikanische Königreich wie eine grüne, blühende Ader und noch ist kein Ende abzusehen.

Platz-Djemaa-el-Fna-

Einen Schub erhielt die Szene bereits in der Regentschaft des 1999 verstorbenen Königs Hassan II, den man sogar als „Golf verrückt“ titulieren durfte, ohne mit Sanktionen rechnen zu müssen.
Eingeweihte wissen zu berichten, dass in seinem Staatsflugzeug immer ein gesäuberter Putt-Teppich ausgelegt war, auf dem er auf Reisen an seinem kurzen Spiel feilen konnte. Auch sollte er das seltene Talent besitzen, mit einer Hand Regierungs-Papiere zu unterschreiben, mit der anderen gleichzeitig Probeschwünge durchführen zu können.
Davon ist sein Sohn, der aktuelle König Mohammed VI, zwar weit entfernt, aber auch er widmet sich gerne dem Kult um die weisse Kugel. Hingegen wird seinem Bruder, Kronprinz Moulay Rachid, Eifer und Ehrgeiz nachgesagt (er soll sogar „einstellig“ spielen), während seine Schwester Lalla Meryem regelmäßig auf den Plätzen zu sehen ist und ein Turnier der Ladies Tour nach ihr benannt ist.

-Main-Building_Fairmont-Royal-Palm-Marrakech
Von der Vielzahl landschaftlich reizvoller Plätze, die nicht selten von international renommierten Architekten gestaltet wurden, konnten sich kürzlich auch eine handvoll Fachjournalisten überzeugen, die auf Einladung des marokkanischen Fremdenverkehrsamtes einige Tage im Land unterwegs waren.

Royal-Golf-MarrakechVierzehn Clubs dürfen das königliche Prefix im Emblem tragen. Darunter ist der Royal Marrakech Golf Club der älteste. Fertiggestellt 1923, liegt er nur wenige Fahrminuten vom Zentrum der 1061 n. Chr. gegründeten Königsstadt entfernt, die eine arabische Dichterin als „über den Atlas geworfenen Perle des Südens“ beschwor. 
Sie birst noch heute von Kunst und Kultur, bietet Schnellunterricht in Sachen orientalisches Verständnis und verfügt mit dem berühmten Platz „Gjemaa el Fna“ über die belebteste Begegnungsstätte eines ganzen Kontinents.
Am Layout der königlichen Runde, mit seinen breiten , topfebenen Fairways, berechenbaren Bunkern und etwas einfallslosen Grüns, mag der Zeitgeist mächtig angeklopft haben, aber sie ist immer noch eine Schatztruhe der Natur und mit der überwältigenden endemischer Vegetation eigentlich eine botanische Intensivstation. Hinzu kommen ein vielstimmiges, symphonisches Vogelkonzert und eine Antilope, die das Gelände wie ein Ehrenmitglied des Clubs durchstreift.
Daher ist es eigentlich müßig, die kurzen Par 4 (keines ist länger als 300 Meter) zu hinterfragen oder am Quartett der Par 5 herum zumäkeln. Es fehlt einfach eine tiefere Schicht, die das Spiel elektrisieren könnte.

Wie es eigentlich gehen könnte, veranschaulicht das kurze 15.: ein dichter Palmensaum schirmt das Loch von den anderen ab, zwei parallel und sehr gleichmäßig geformte Grashügel versperren den Grünzugang. „Brigitte Bardot“ nennen es die Einheimischen und ein Schelm ist, wer sich dabei etwas denkt.

Royal-Golf-MarrakechWeitere 9 Löcher sind 2017 vom Franzosen Thierry Spiecher hinzu gekommen, die sich in wesentlich offeneren Gelände abspielen, von einigen Wasser-Reservoiren beherrscht werden und eine Besonderheit aufweisen, die ich auf keinen Fall unterschlagen will: ein Toiletten-Haus von stattlicher Größe am Fairwayrand des 7. Loches, strikt der königlichen Familie vorbehalten und für uns bürgerliche bei Strafe nicht zu betreten ist.
Zur gleichen Zeit spendete man sich ein aufwendig gestaltetes Clubhaus im Kolonialstil mit Pro Shop und feinen Garderoben. Dort kann man hinter Glas Score-Karten des Souveräns, Ike Eisenhower, Lloyd George oder Winston Churchill, einsehen, der trotz seines bekannten Diktums „No Sports“, ein begeisterter Golfer war.
Fairmont-Royal-Palm-Marrakech-Als Kontrastprogramm zum etablierten Royal lässt sich der „Fairmont Royal Golf & Country Club“ beschreiben, der grade einmal zehn Jahre auf dem Buckel hat und fünfundzwanzig Fahrminuten südlich vom Stadtzentrum entfernt und somit noch am Rande seines Speckgürtels liegt.
Meine Mitspieler glaubten in ihm lediglich einen weiteren Resort-Platz zu erkennen ohne bleibende Erinnerungen. Da bin ich dezidiert anderer Meinung.
Bisher hat mich Cabell Robinson als Designer noch nie enttäuscht, auch hier nicht. Der Eleve und einst wichtigster Mitarbeiter im Team von Robert Trent Jones Snr. gelang es, aus einst brettebenen, wenig inspirierenden Gelände dank tonnenschwerer Erdbewegungen mit sicherer Hand, gutem Balancegefühl und flexibler Dynamik eine Runde kreiert, die, je nach Wahl der Tees, für Akteure aller Spielstärken herausfordernd ist.
Gewiss, das sonst glühende Temperament des Amerikaners wirkt hier deutlich gemäßigter, die üblichen Fallhöhen abgefedert auf Bahnen, die eher biegsam und beweglich herüber kommen. Zutraulich sind sie nur auf dem ersten Blick.
Viele erhöhte Abschläge verschaffen rasch Übersicht über die fünf riesigen Gewässern, den ausladenden Bunkern und den hanglastigen, nie leicht zu lesenden Grüns.
Zwei Par 3 jenseits der Schmerzgrenze von 200 Metern (das 7. und 17.) treiben den Adrenalinspiegel hoch, selten schön geschliffene Doglegs wie 3. und 14. Hole überzeugen, während man über die Doppelgrüns der Löcher 8. und 12. schmunzeln kann. Angesicht der Größe de Domäne (über einhundert Hektar reine Spielfläche) in meinen Augen unnötig.
Das durchweg angenehme Erlebnis wird unterstützt mit Fernblicken auf die höchsten Gipfel des fast immer schneebedeckten Atlas´s, schöne Anpflanzungen, die erst gar kein Wüstengefühl aufkommen lassen und ein ebenso großzügig dimensioniertes Clubhaus mit köstlicher, landestypischer Küche.
Einziger Wermutstropfen: fahle Grüns, denen die Grassorte A 4 Brent offenbar nicht bekommen. Das Problem hat man erkannt. Sie werden schon für die Saison 2025 durch Bermuda Gras ersetzt.

Olivier-Restaurant_Fairmont-Royal-Palm-Marrakech Der Platz ist Bestandteil des „Fairmont Golf & Country Clubs“, eine 5-Sterne Hotelgruppe, die sich in den letzten Jahren zunehmend auf Golf spielende Gäste spezialisiert hat. Schon in Irland habe ich mit der Kette beste Erfahrungen gemacht (etwa „Carton House“ außerhalb von Dublin).

Diese feine Unterkunft liegt quasi mitten im Spielgeschehen, verfügt über eine subtropische, von Kanälen durchsetzte Gartenlandschaft, in der man Stunden verbringen kann.
Die Zimmer sind riesig, das Personal wie überall im Lande von zugewandter Freundlichkeit und an die Herzlichkeit lässt sich Direktorin Ilham Berrada nicht übertreffen. Im Spa kann man sich verlaufen.
Diese Adresse verlässt man auch innerlich gestärkt.

Nahezu 70 Jahre stand mit Royal Marrakech nur ein einziger Platz in der „Roten Stadt“ allein auf weiter Flur. Erst in de 19iger Jahren gesellte sich mit „Palmerie“ aus der Feder von HassanII´s Hausarchtitekt Robert Trent-Jones Snr. ein weiteres Spielgelände hinzu. Nach der Jahrtausendwende ging es dann buchstäblich Schlag auf Schlag.
Al-Maaden-Golf-Resort-Es folgten „Al Maaden“ (2010), Samanal (Jack Nicklaus 20011), sowie „Assoufid (Niall Cameron 2012).
Ergänzt durch den kurzen „Europe“ Course, sowie Montgomerie´s gewaltigen „Marrakech“ Course darf sich dieser Schmelztiegel zu recht als Hauptstadt des Golfsports betrachten.

An „Al Maaden“, inszeniert von Superstar Kyle Philipps (Kingbarns, Verdura, DunDonald etc.), scheiden sich die Geister.
Er ist aber insofern einzigartig, da er sich um einen großen, quadratischen See (!) schlängelt, der vom ebenso berühmten Landschaftsarchtitekten Fernando Carincho angelegt wurde. „Moroccan Water Garden“ kommt daher auch auf mindestens fünf Löchern als Bälle verschlingendes Monstrum ins Spiel, auf einer Runde, die man zunächst mit graziler Sportlichkeit zur Kenntnis nimmt, aber im Schlussdrittel dank erheblicher Ondulationen an Schärfe zunimmt.
Über den Tag hinaus bleibt das 18. Loch in Erinnerung, als auf der Bahn überraschend eine Replik von Pennsylvania´s „Oakmont“ berüchtigten „Church Pews“ auftauchen. Die viel besungenen „Kirchenbänke“, als diagonal verl0aufende Bunker konzipiert, sind dann auch die letzte Gelegenheit, seinen Score zu ruinieren.

Wie die Beschäftigung mit dem Golfsport für den einen zum Elysium und im selben Moment für den anderen zum Albtraum werden kann, schildert die Runde auf „Al Maaden“. Gleichgültig verlässt sie niemand.

Tapetenwechsel: Etwa vier Stunden dauert die Fahrt von der Königsstadt nach Agadir auf einer gebirgigen Autobahn (Mautpflicht) und einem Asphalt als käme er frisch vom Friseur. Die Toiletten auf den Rastplätzen sind blitzsauber und wem das nötige Wechslgeld fehlt, bekommt den Kaffee geschenkt. Alles undenkbar in Deutschland.
Wie aus dem Füllhorn einer Fee verteilen sich ein halbes Dutzend Plätze über die nach dem Erdbeben von 1961 wiederaufgebauten Stadt am Meer.
Golf-de-TazegzoutIm pittoresken Vorort Taghazout, das wegen seiner schönen Strandpromenade und den vielen Restaurants als Hot Spot der Einheimischen und Touristen gilt, liegt der gleichnamige Golfplatz – und zwar hoch über den Wellen.
Auch hier hat Kyle Philipps Regie geführt. Mit dem schottischen „Kingbarns“ hat er erstmals aufhorchen lassen, das sog. „Moderne“ an die Gurgel gepackt, dessen Ideologien durchgeschüttelt wie einen alten Anzug und geprüft, was dort zu Boden fiel.
Eine Art „Lustangst“ befällt den Akteur, der hier auf verschrammten, verwitterten Gelände unterwegs ist, ein Ritt auf der Rasierklinge und ein Tanz mit dem Ball hart an der Kliffkante. Geschickt hat der Amerikaner das Auf und Ab des ehemaligen Kalksteinbruch genutzt, seine Senken und Schwellungen studiert und buchstäblich immer wieder die Kurve gefunden, um nicht abzustürzen. Respektvoll wurden die wenigen, bestehenden Argan-Bäume umschifft (im örtlichen Targant-Museum, dem weltweit erstem Argan-Museum , kann man sich über die Geschichte und den Nutzen seiner Früchte unterrichten lassen).
Es gibt kein schwaches Loch unterwegs, dafür einige herausragende wie das 9. oder die drei Finallöcher entlang des Abbruches. Kernzonen seiner Kreativität sind die Vielzahl der klug gesetzten Bunker, die Turbulenzen im Approachbereich und schwer zu lesende Grüns, als seien die Wellen des Meeres da unten zu Fuß an Land gegangen.
Parcours „Vert“ und „Rouge“ bilden den Championchip Course ab, während „Bleu“ eine reizvolle, kürzere Partie ist, dem Wasser sehr nahe kommt und einer Hummerschere nicht unähnlich.
Zum Club gehört das wie auch der Platz 2014 errichtete Hyatt Place Hotel. Alle 150 Zimmer bieten Panorama-Sicht auf´s Wasser. Schöner, großer Garten mit Pool natürlich. Dass im Spa Bereich aber weder Hamam noch Sauna funktionierten, zeigt, dass noch Luft nach oben drin ist.

Ungleich besser, aber auch ein wenig teurer schien mir das „Fairmont Taghazout Bay Hotel“ zu sein, dass direkt am Strand liegt, über mehr als 200 Zimmern, Suiten oder auch Bungalows verfügt und mit feiner, internationaler Küche punktet.
Wenige Minuten benötigt der Shuttle zum Platz. Über erfreuliche Greenfee Reduktionen und feste Startzeiten dürfen sich die Hausgäste freuen.

Golf-du-Soleil_0Mit dem „Golf du Soleil“, am östlichen Rand von Agadir gelegen, betritt man den neben Royal Dar-es-Salam Golf Club, besten Inland-Course des Königreiches.
Er würde es auch hierzulande mühelos unter die Top-Ten schaffen.
In allen Farben wogt dieses Gelände und zündet ein Wildblütenfeuerwerk. Doch soll sich der Besucher nicht von den hunderterlei Gebüschen, Strauchwerk und Büschen, die ihn umhüllen, bezierzen lassen. Zwar kommen die leicht vibrierenden Bahnen leichtfüßig und geschmeidig daher und versprechen vordergründig gefällige Unterhaltung. In Wahrheit aber ist dieser „Wolf im Schafpelz“ ein Meisterstück strategischer Komponenten und eine Anlage, die große Gestaltungserfahrung verrät.
Der Rhythmus, der zwischen Enge und Weite wechselt, dazu im Mittelteil ein geschlossener, wasserreicher Talraum, der alles andere als beengend ist und sich fächerartig ausbreitet – auf „Soleil“ ist dies besonders eindrucksvoll gelungen.
Golf du Solai

Maßgeschneiderte Doglegs (etwa am 3. und 17.Loch), punktgenau gesetzte Bunker und der flotte Wechsel von Einfällen (die unterschiedlichsten Herausforderungen an den Par 3 muss man einfach lieben) entstammen der Feinschmecker-Abteilung des Golfsports. Dazu das einheitliche Konzept, die Fairways im Approachbereich zu verschlanken, bevor es zu den meist erhöht angelegten Grüns geht, all dies weckt Erinnerungen an die Klassiker im Süden Londons, etwa „Swinley Forest“, „The Berkshire“ oder „Walton Heath“.
Mehr Kompliment geht eigentlich gar nicht.
Für diese Gesamtkunstwerk zeichnet der Spanier Fernando Muela verantwortlich, der mir bisher nicht bekannt war, aber den sie in der Branche den „Schweizer Uhrmacher“ nennen. Kein Wunder.
Ursprünglich wurde die Domäne als 27-Löcher Anlage konzipiert (2009) , wobei „Gelb“ und „Rot“ den Championschip Course abbilden. „Blue“ musste sich zunächst mit einer Nebenrolle begnügen, bis auch er auf 18 Löchern erweitert wurde und heute als „Tikida Course“ firmiert, genannt nach dem „Tikida Golf Palace Hotel“, das zum Resort gehört.
Wer keine Zeit findet, die 36 Holes an einem Tag zu bewältigen, kann sich eine schöne, eigene Runde zusammenstellen: Man wechselt an der 4 der Runde „Rot“ auf die 15 von „Blue“ und hat es dann mit einem erregendem Finish zu tun, wo mehr Wasser als Festland herrscht.
Von der Küche des üppigen Clubhauses übrigens kommen Köstlichkeiten auf den Tisch, die an Sterne-Küche heranreichen. Vielleicht liegt es auch darin, dass die Szene fast ausschließlich von Franzosen beherrscht wird.

INFO: visitmorocco.com
Staatlich marokkanisches Fremdenverkehrsamtes
Tel.: + 49 2115 407 01 88

Die Reise wurde kuratiert von Dagmar Tutein PR & Influencer Relations 

Text: Hans-Joachim Walter
Bilder: presse-marokko