Golfen im Kraichgau:
Heitlinger Golf Resort
Golf und Wein scheinen einander eine gewisse Melange einzugehen, wenn ich an den „Claret Jug“ denke, jener legendären, silbernen Weinkanne, die dem Sieger der „British Open“ seit 1870 als Trophäe überreicht wird. Auf geradezu köstliche Weise erlebt man diese Liaison, wenn man das „Heitlinger Golf Resort“ aufsucht, das im südlichen Kraichgau liegt.
Ursprünglich als „Baden Golf & Country Club“ im Jahre 1989 an den Start gegangen, heißt er heute als „Heitlinger Genusswelt“ seine Gäste willkommen. Treffender hätte diese Umwidmung nicht ausfallen können.
Eingebettet in die sanften Hügel dieses lieblichen Landstriches und von allen Seiten umarmt von Weinbergen, auf dessen Qualität noch einzugehen sein wird, wird der Besucher gleichermaßen mit einem anspruchsvollen Platz und hochkarätigen Tropfen belohnt.
Was das Golfspiel betrifft, ist man gut beraten, sich nicht von der Vorfreude auf die in Sichtweite gedeihenden Reben die Konzentration trüben zu lassen und das Auge spazieren zu führen.
Nüchtern gesehen nämlich pocht dieser stimmige Naturparcours auf erhöhte Aufmerksamkeit, will man nicht angesichts der vielen, kleineren Gewässern und gut verteidigten Grüns in unwillkommene Balllagen geraten.
Bereits der erste Teeshot über einen quer laufenden Wassergraben hinweg vermag Alarmstimmung auszulösen und sorgt mit einem abfallenden Par 3 am 2. Loch und dem strategisch anspruchsvollen 3. Loch für ein anregendes Anfangs Szenarium.
Mit griffigen Rhythmen und in einem weit ausgreifenden Tal pulsierend geht es in der Folge zu, wobei alter Baumbestand, Bachläufe, sowie manch enges Fairway als ärgste Score-Verderber fungieren.
Der beinahe alpine Anstieg zum 10. Abschlag markiert den „Tapetenwechsel“: nun zeigt sich der Kraichgau von seiner temperamentvollen Seite.
Tänzelnde Spielbahnen appelieren unverblümt an den Sportsgeist des Akteurs, geizen nicht mit Turbulenzen und fordern taktische Disziplin ein, wenn ich an das arg enge 11. Loch denke oder das ansteigende 12., wo der Drive erst einen Tobel zu klären hat, bevor es mit einem blinden Schlag weitergeht.
Auch verdienen vereinzelte Schräglagen Respekt. Nach einem weiteren bergan zu spielenden Par3 (das 15.) beruhigt sich der Puls der Partie erst am 16. Loch und belohnt den Spieler mit einer opulenter Bildwelt: unterhalb leuchten die Dächer uralter Dörfer wie Tiefenbach oder Eichelberg in ungezählten Varianten von Rot herauf.
Von ihnen schweift der Blick weiter zu den Weinbergen, die allesamt nach Süden oder Südwesten abfallen. Dort, wo sich der Anbau nicht lohnt, glänzt Ackerland in satten Dunkelbraun.
Man fühlt sich ringsum wohl in einer intakten bäuerlichen Landschaft, die auch idyllische Züge hat, Behaglichkeit atmet und völlig auf die Öde neuer Siedlungen verzichtet. Spätesten dann fragt man sich, warum diese Gegend noch unter dem touristischen Radar verweilt.
Auf diesem Höhenzug ist auch das nach meiner Einschätzung technisch bestes Loch untergebracht: ein Par 4 mit elegantem Linksschwung, tief eingeschnittenen Frontbunker vor dem leicht erhöhtem Grün.
Ein Par 3 als Finale mag nicht jedermanns Geschmack sein. Aber „Heinz´s Albatros“, genannt nach dem im Frühjahr 2024 verstorbenen Eigentümer der Domäne, Heinz Heiler, und einem seiner Weine, ertrinkt gleichsam im Rebensaft und muss auch eine Parzelle überfliegen.
So gelingt übergangslos die Annäherung zur zweiten Trumpfkarte des Resorts: dem Weingut. Mönche wussten schon immer, wo Reben besonders gedeihen. Und so waren es Zisterzienser, die die Qualität des kalkhaltigen Bodens erkannten und Burgundersorten pflanzten.
Dieses historische Erbe pflegte und entwickelte Heinz Heiler konsequent zunächst auf dem Heitlinger Weingut. Da er aber auch unbedingt den famosen Kellermeister Claus Burmeister an seiner Seite haben wollte, ging das nur, indem er dessen benachbartes Gut „Burg Ravensburg“, ein über 900jähriger Stammsitz des Staufers Freiherr von Göler, gleich mit übernahm.
Schon längst sind die Weingüter Heitlinger & Burg Ravensburg Mitglied im exklusivem Zirkel des Vereins deutscher Prädikatsweine (VDP) und werden entsprechend bewertet.
Gault & Millau zum Beispiel vergibt dem 2020 Pinot Blanc GG, dem Schellenbrunnen 2020 Riesling GG oder dem Pinor Noir GG 2018 Höchstnoten (vier Trauben).
Aber auch an der Basis sind Sorgfalt und Qualität zu schmecken. Und jede Flasche des Schwarzriesling´s Blanc de Noir würde man gerne auf eine einsame Insel mitnehmen oder besser noch gleich vor Ort im erstaunlich weitläufigen Clubhaus verkosten. Ein besonderes Augenmerk wird auf nachhaltige Technik im Weinbau gelegt.
Deutschlands führender Bio-Anbauer setzt Schafe ein zur natürlichen Pflege des Terrains und lässt die Reife der Reben mittels Drohnen überwachen. Dieses Zusammenspiel aus Natur und Technik eröffnet interessante Perspektiven auf den modernen Weinbau.
Nach dem Tod von Heinz Heiler sind seine Frau und die beiden Söhnen für die Geschäftsführung verantwortlich. Dabei erfährt man, dass Christine, Warren und Philip Jacklin tatsächlich mit dem großen Golfer Tony Jacklin eng verwandt sind. Dem „British Open“ und „US Open“ Champion (1969 bzw. 1970) , sowie legendären Ryder Cup Captain, dem es bisher als einzigen gelang, mit seinem Team die Amerikaner diesseits und jenseits des Atlantiks zu schlagen (im Vergleichskampf 1985 bzw. 1987), ist denn auch das 5. Loch gewidmet. „Tony´s Eagle“ gilt gleichzeitig als bestes Par 5 der Runde.
Über alledem könnte man fast vergessen, dass zum Portfolio des Resorts natürlich auch ein kleines, aber feines Hotel gehört. Mit 31 Licht durchflutenden Zimmern, Golfplatz- oder Weinberg Blick, mit Fitness-Raum und SPA-Bereich, ergänzt es das Angebot. Vinothek natürtlich angeschlossen.
Text: Hans-Joachim Walter,
Bilder: Heitlinger Golf Resort