Schottland:
Schottische Traumplätze zwischen Wolken, Wind und Wasser
Unterwegs mit Bag und Bällen in den schottischen Highlands
Theodor Fontane monierte, „nicht einmal anständig frühstücken zu können“. Felix Mendelssohn Bartholdy zog es vor, seine 3. Symphonie („Die Schottische“) weiter unten im Flachland niederzuschreiben und Dr. Johnson, literarischer Entertainer seiner Zeit und Londons wandelndes Lexikon , verlor in der Einöde seinen obligatorischen Spazierstock und kehrte entnervt um. Die Rede ist von den Highlands, einst „dunkelster Winkel Großbritanniens“ ( Zitat R. L. Stevenson), heute ein Zauberwort für alles, was schottisch ist.
Wilde Landschaft, unglaubliche Clan-Geschichten, Nessie, Kilt und Dudelsack. Dort, wo das Land sich nochmals aufbäumt, um dann mit unzähligen Buchten und Inseln im Atlantik zu stranden, breitet auch der Golfsport letztmalig ein ergiebiges Füllhorn aus.
Gleich neben dem internationalen Airport von Inverness stoßen wir auf die neueste Entdeckung:
„Castle Stuart Golf Links“
Obwohl er den Kindesbeinen noch nicht entsprungen ist, kommt dieser Platz wie ein ehrwürdiger Klassiker daher, der so tut, als lasten bereits Jahrhunderte auf seinen gekrümmten Buckel.
Sechs Löcher, die wie maßgeschneidert dem Seesaum folgen, geben die Marschrichtung vor, während auf einer höheren Etage fein gezeichnete Par 3 wie das 8. oder 17. Loch untergebracht sind.
Chanonry Lighthouse, die Kessock Bridge oder das Schloss selbst (hinter dem 4. Grün) sorgen für zusätzliche ästhetische Reize, während das schmetternde Gelb des Ginsters sein Bestes tut, nördliche Breitengrade zu vergessen. Stefanie, die deutsche Clubmanagerin, empfängt den Gast herzlich.
Nur wenige Kilometer weiter westlich trifft man auf beballte Tradition:
„Nairn Golf Club“
Mehr als ein Jahrhundert eilte dem Parcours der Ruf voraus, eine gefällige Ferienanlage zu sein, bis der Walker Cup 1999 und später der Solheim Cup (das weibliche Gegenstück zum Ryder Cup) seinen wahren Charakter als Championchip Course offenbarte.
Allerdings nicht so unerbittlich wie mancher Konkurrent, eher lockend und geschmeidig, was auch seiner Lage geschuldet ist: Die Aussicht über Ruinen auf das Meer, die Dünen der Domäne, im Rücken die Stadt, „das Britghton des Nordens“, die Heide als Farbtupfer- was für ein Blick! „Seabank Road“, heißt die Sackgasse, wo das Clubhaus steht und die Adresse ist Programm.
Alleine auf den ersten neun Löchern besteht die Möglichkeit, acht Mal baden zu gehen. Der Schlüssel für ein gutes Durchkommen liegt im erfolgreichen Navigieren zwischen der Heide und den zahlreichen Bunkern (besonders gemein „Braid´s Bunker“ am 5. Hole). James Braid und Old Tom Morris sind für das aktuelle Layout verantwortlich, nachdem Archie Simpson bereits 1887 erste Hand angelegt hatte.
Die 1982 eröffnete Kessock Bridge verbindet Inverness mit der Black Isle nach Norden zu. Legen wir schottische Logik zugrunde, handelt es sich nicht um eine Insel und sie ist auch nicht schwarz. Ein sanftes Klima , eine reiche Vegetation und schöne Architektur der Dörfer machen die Halbinsel zu einem beliebten Ausflugsziel.
Der Weiler Rosemarkie beherbergt den nächsten Golf Club:
Fortrose & Rosmarkie Golf Club
Seid 1793 wird hier gespielt, was den Club zum 15 ältesten der Welt werden lässt. Mit zuverlässiger Sehnsucht steuere ich ihn eins ums andere an. Ein Name wie ein Trommelwirbel und für mich der Inbegriff ungezähmter Ursprünglichkeit.
Drama und Verträumtes liegen dicht nebeneinander. Mit dem sicheren Gefühl für die vorgegebene Topgraphie und der deutlichen Absage an überflüssigen Dekor hat der große James Braid der Runde den letzten Schliff verpasst.
Schnörkellos geht es auf den ersten 8 Löchern auf den Leuchtturm zu, dann leitet mit verwegener Biegung ein heroisches Par 3 die Wende ein, während die restlichen 8 auf kürzesten Wege das Clubhaus ansteuern.
Unterwegs sind eine halbinselartig aufgebaute Bahn zu bestaunen (Loch 5), ein Doppelgrün (am 7. Loch), sowie eine Leiter, über die man auf den Grund eines Bunkers am 17. gelangt.
Reges Tierleben begleitet die Partie und draußen auf der See sind an den meisten Tagen Delphine zu beobachten.
Mike MacDonald empfängt den Besucher wie einen lang vermissten Verwandten und entlässt ihn als besten Freund.
Dazwischen kann man im Clubhaus, bei näherem Hinsehen eine in Würde gealterte Wirtschaft, das geprägt ist vom Charakter des Patrons und nicht von den Allüren der Gäste, die besten Fish & Chips seines Lebens genießen und sich von Clare Gill ein frisches Bitter Ale der ortsansässigen Brauerei zapfen lassen.
Beim Streifzug weiter nördlich sollte man unbedingt zunächst in Cromarty am Ende der Black Isle Europas kleinste Autofähre (nur zwei Fahrzeuge passen auf die Ladefläche) für den Sprung über den Fjord nutzen, um nach weiteren 15 Meilen nach Tain zu gelangen.
Die Attraktionen des früher lebhaften Handelsortes sind die mittelalterliche Kirche und die weltberühmte Glenmorangie Whisky Distillery. Des Golfer´s Ziel indes befindet sich direkt neben dem Friedhof:
Tain Golf Club
Old Tom Morris, der die Runde 1890 gezeichnet hat, begrüßt den Gast persönlich – überlebensgroß und aus kaledonischem Holz geschnitzt. Geschickt hat er ein Flüsschen für die ersten drei Holes und das Schlussquartett in seine Planung mit einbezogen, im übrigen aber die Natur im Rohzustand belassen.
Trotz filigran gezeichneter, zuweilen angehobener Grüns (z. B. am 4. Loch) und langen carries über Ginster und Heide hinweg (am 11.) wird das Leben hier zur gelebten Entschleunigung, die manch einem wie eine Vollbremsung vorkommt, zumal der Blick auf den Dornoch Firth und den blau schimmernden Berge der Grafschaft Sutherland wie ein Labsal empfunden wird.
Nicht-Mitglieder sind herzlich willkommen, was man auch daran sieht, dass an Dienstagen und Donnerstagen ein Greenfee ab Mittag nur € 30 kostet. Da wird noch Raum im Budget bleiben, um sich aus den wandhohen Schnapsschränken im Clubhaus einen Whisky gehobener Qualität zu gönnen.
Weiter geht es auf der Scenic Route (A 836) nach Dornoch. Auch so ein tiefenentspanntes Städtchen mit einer Handvoll schöner Sandsteinarchitektur.
Rosamunde Pilcher hat im einstigen Bischofssitz ihre letzten Jahrzehnte verbracht, nicht nur in Ruhe ihre bisweilen kitschigen Romane zu kreieren, sondern weil der Gatte den Golfplatz so sehr liebte.
Mir geht es ähnlich. Eine wahrlich königliche Adresse.
Royal Dornoch
Royal Dornoch´s Löcher sind mit dem Halbmondstrand wie ein passgenauer Kilt verwoben, die Traditionsfäden womöglich noch dichter gesponnen, schließlich spielt man hier seit 1616.
Angesichts der Kulisse – der Pfarrer der Kathedrale, ein vorzüglicher Golfer, nennt den Blick vom Clubhaus aus „den schönsten der Christenheit“ – würde man eigentlich den Spielbahnen nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenken. Nicht so hier.
Im weltweiten Ranking steht die Runde derzeit an 6. Stelle. Das ist kein Druckfehler.
Royal Dornoch`s Fairways mit seinen stets erhöhten Grüns versucht man weltweit zu kopieren. Alleine „Foxy“, das bunkerlose 14. Loch, kann sich dutzender Plagiate rühmen.
Alles ist hier feudal, auch das Greenfee. Aber wer bereits von seiner Erbtante bedacht wurde, sollte sich das Vergnügen nicht entgehen lassen.
Wohnen kann man im übrigen im Castle selbst, einer Abtei aus dem 13. Jahrhundert, das auch den ersten Fahrstuhl Europas beherbergt und wo Madonna einst heiratete.
Es ist ganz und gar erstaunlich, mit welchem trotzigen Stolz sich die Orte hier oben in ihre Patina wie in ein schützendes Cape gegen die Flüchtigkeit der Zeit hüllen. Brora ist ein solcher Flecken.
Brora Golf Club
Wer den Brora Golf Club betritt, hat den Eindruck, die Welt sei bereits untergegangen, man hätte nur noch nichts davon gehört.
Ein deckungsloser, ausgebeinter Kurs, ohne Altersringe, obwohl das Layout von James Braid aus dem Jahre 1924 unverändert Bestand hat.
Kühe und eine stattliche Schaafherde verdingen sich als unbezahlte Gärtner und durchwandern das Gelände wie ein blökender Bach, während ein richtiges Rinnsaal kurvenreich die See sucht und auf Beachtung pocht.
Clubsekretär Tony Gill sorgt dafür, dass die wellenförmigen Grüns zu den Besten nördlich von St Andrew´s gehören.
Wer die letzte Steigerung der schottischen Landschaft dort sucht, wo die Täler Whisky-Namen tragen, muss die südliche Hemisphäre der Hochheide ansteuern und spätestens in Carrbridge die schnelle A 9 verlassen und dem River Spey flussabwärts folgen. Aber nicht nur Freunde des „Lebenswassers“ kommen hier auf ihre Kosten, sondern auch der Golfer.
Carrbridge selbst verfügt über eine reizende 9-Löcher Anlage voller Heide und hinreißender Weitsicht auf den Cairngorms National Park von seinen hoch gelegenen Tees aus (z.B. auf der 7). Ähnliches wiederholt sich auf dem Grantown-on-Spey GolfClub, wobei diese Runde mit dichtem Anschluss an die Szenerie über die vollen 18 Holes geht.
Boat of Garten Golf Club
Als echtes Highlight muss man indes den Boat of Garten Golf Club würdigen. Gegründet 1898, herausgeschnitten aus dem kaledonischen Wald und begleitet vom Spey River treibt der Parcours mit kapriziös tänzelnden Korridoren ein verwegenes Spiel auf pulsierendem Terrain.
Alleine zwölf Abschläge gehen in die Tiefe, wiederholt sind Krater- ähnliche Mulden zu überwinden und hochgelegene Greens zu treffen. Fairways auf der Wippe und Löcher aus der Feinschmecker-Abteilung des Golfsports (8, 14,15 !).
Die Aussichten auf die höchsten und bis in den Frühsommern schneebedeckten Bergen des Nationalparks (etwa McDui) sorgen zusätzlich für Begeisterung, während die Dampflocks der Strathspey Railway, die fauchend und zischend die Strecke „out“ begleiten, das Gefühl verstärken,
in einem anderen Jahrhundert unterwegs zu sein.
„MCDONALD Spey Valley Hotel, Golf & Spa“
„MCDONALD Spey Valley Hotel, Golf & Spa“ steht für eines der schönsten und aufwendigsten Golfprojekte der letzten Dekade auf Schottlands grüner Bühne.
Am Rande Aviemore´s, dem touristischen Zentrum des Tals gelegen, verzaubert er auf Anhieb mit großzügigen Abmessungen und brillantem Design. Dazu ein Licht, das glitzert, als würde es dafür bezahlt. Den Titel „Gleneagles des Nordens“ hat er sich verdient. Allein wie sich der Abschnitt 15. bis 17 um das größte der vielen Wasserhindernisse schmiegt, bleibt in Erinnerung.
Aber auch hier trägt das Landschaftsbild den endgültigen Sieg davon.
Achtzehn Kilometer weiter südlich stößt man im
Kingussie Golf Club
auf eine weitere Besonderheit des schottischen Golfsports.
Hier sind sämtliche Mitglieder „left handed player“ und wer selbst Linkshänder ist, zahlt ein reduziertes Greenfee.
So ist es da oben.
INFOS
Castle Stuart Golf Links: www.castlestuartgolf.com
Unterkunft : Golf View Hotel (www.crerarhotels.com)
Nairn Golf Club : www.nairngolfclub.co.uk
Unterkunft : s.o.
Carnegie Club at Skibo Castle
www. carnegieclub.co.uk –
Unterkunft Skibo Castle (s.o.)
Fortrose & Rosemarkie GC : www. Fortrosegolfclub.co.uk
Unterkunft : Beechfield House (www.beechfieldhouse.co.uk)
Tain Golfclub www. Taingolfclub.co.uk
Unterkunft : Glenmorangie House ( theglenmorangiehouse.com)
Royal Dornoch GC : www.royaldornoch.com
Unterkunft Royal Golf Hotel (www.royalgolfhoteldornoch.uk.co)
Brora Golf Club : www.broragolfclub.co.uk
Unterkunft Marine Hotel (themarine hotel.uk.co)
Boat of Garten GC : www.boatgolf.com)
Unterkunft : Dalrachney Lodge (www.dalrachney.co.uk)
McDonald Spey Valley Golf&Country Club: www.McdonaldHotels.co.uk/ Aviemore
Unterkunft : Mcdonald Hotel (s.o.)
Kingussie Golfclub : www.kingussiegolf.co.uk
Unterkunft : The Osprey Hotel (www.ospreyhotel.co.uk)
Text: Hans -Joachim Walter
Bilder: Mit Genehmigung der vorgestellten Golfclubs