Terras da Comporta

Der Dunas Course märchenhaft und einzigartig

 

Platz Clubhouse
Es mag märchenhaft klingen und muss in der neueren Golfhistorie als einzigartig gelten, wenn ein Platz kurz nach seiner Eröffnung zum Besten seines Landes gekürt wird, es zur Nr. 2 auf der gesamten iberischen Halbinsel bringt und vom renommierten Fachjournal „GOLF WORLD“ in seinem traditionellem Ranking der „TOP 50 Europas“ auf Anhieb das Podium erstürmt. Die Auszeichnung zum weltweit besten Neuen Platz folgt sodann beinahe zwangsläufig.
So geschehen mit dem „Dunas Course“ im Resort Terras da Comporta, das seine Pforten am 5.Oktober 2023 öffnete und seitdem die wenigen, die ihn zu Gesicht bekamen, mit ungläubigen Staunen zurücklässt.

MapPlatzDie Anlage liegt am Eingang des Alentejo, Portugals kontrastreichen mittleren Süden, den man von Lissabon kommend in knapp zwei Stunden, einschließlich eines halbstündigen Fähretransportes von Lissabon nach Troja, bequem erreicht. Die Gegend punktet mit Kaps, Klippen, Korkeichenhainen, Dünen bis zum Horizont, Kilometer langen, meist einsamen Stränden und schier unendlicher Weite. Die Uhren ticken hier glücklicherweise langsamer, sodass man mehr Zeit hat, über 200 Vogelarten zu beobachten, die den von unbeschreiblicher Veränderlichkeit und Größe gekennzeichneten atlantischen Himmel bevölkern.

Die Geburt des Platzes hingegen war kein Blitzstart

Platz1050Der ursprüngliche Investor, der mit seinem Projekt Portugal in eine Pole Position für den Ryder Cup bringen wollte, scheiterte früh, sodass die bereits fertiggestellten ersten 9 Löcher in „grüner“ Asche versanken, bis Portugals größter Immobilienentwickler „Vanguard Properties“ zugriff und das Vorhaben ab dem Jahre 2019 zu seinem guten Ende führte.

Platz1050Wer heute die maßlos große und eingezäunte Domäne mit seinen fast 1.000 Hektar (!) betritt, glaubt sich in eine Sanduhr eines Riesen verlaufen zu haben angesichts der sich auftürmenden Dünen und flächendeckendem Flugsand, dem sich Fairways und Grüns unterordnen mussten. Man wird in Europa keine Platz finden, auf dem das Element Sand eine derart dominierende Rolle spielt.
Was nach Exzess und einem Flirt mit der Anarchie aussieht, entpuppt sich mit dem ersten Schlag in die Tiefe des Raumes als pure Essenz und dem fabelhaften Anspruch, ganz natürlich dem Rhythmus und der Textvorlage von Mutter Natur zu folgen, um nahezu verschwenderisch einen Höhepunkt nach dem anderen in den wie Porzellan geschliffenen Linksturf zu meißeln.
Platz400Als verantwortlich für diese unverwechselbare Synthese von Natur treuer Genauigkeit und Balance der Raumsequenzen fungiert der neue Star der Branche David McLay-Kidd, der sich mit seinem Kurs „Bandon Dunes“ im amerikanischen Oregon in die Champions-League der Designer kapitulierte und zuletzt mit „Machrihanish Dunes“ im schottischen Mull of Kintyre für Aufsehen sorgte.
Hier und auch im englischen Queenwood überzeugte er mit einem großen Repertoire an Details und Materialien.
Der Sohn des legendären Head Greenkeepers von Gleneagles saß schon als dreijähriger neben seinem Vater auf der Mähmaschine und verdiente sein Taschengeld als Schüler, indem er die Bunker im vornehmen Glasgow Golf Club harkte. Golf und Sand hat er also sozusagen im Blut.
Im Geschäft ist er noch relativ jung, schafft er dennoch mühelos die klassische Moderne mit starken traditionellen Links-Elementen zu verbinden.
Die in jeder Hinsicht ausufernde Runde misst von dem hintersten der insgesamt 6 (!) Tees an jedem Loch stolze 6.646 Meter, kommt aber weiter vorne auf 3.847 Meter herunter, sodass er auch weniger geübten Besuchern noch Freude machen kann, auch weil 15. Treibschläge bergab zu spielen sind, was bei mir persönlich immer ein Stück mehr Selbstvertrauen auslöst.
Es gibt kaum Rough, dafür aber seitlich unentwegt waste land (wo man den Schläger
bekanntlich aufsetzen darf) und Bunker wie Gewölbe oder Skulpturen, mal frontal, mal seitlich, alle wie von innen leuchtend.


Dichter Pinienwald säumt die Bahnen und verhindern die Sicht auf den ca. 1,5 km
entfernten Strand , was ein wenig schade ist , aber das Linksgefühl nicht beeinträchtigt.
Die Grüns sind gewaltig (am famosen 3. Loch habe ich einen Putt von 60 Metern benötigt, um in die Nähe der Fahne zu bekommen), gespickt mit heiklen Balanceanforderungen, aber nicht so unerbittlich wie im „Castle Course“ von St Andrew´s, der gleichfalls auf Kidd ´s Konto geht und wofür er einiges an Kritik hat einstecken musste.
Auf der Runde, angelegt wie eine Hummerschere, sind Prüfungen, Abenteuer, Versuchungen und Turbulenzen zu überstehen, unfair ist sie nicht.

Loch2Die Landezonen, immer gut einsehbar, sind breit angelegt, sodass auch Spieler mit weniger Fortune auf ein gutes Durchkommen hoffen können.
Schwieriger gestaltet sich der Grünzugang, besonders wenn mittig Bunker wie klaffende Wunden zu umgehen sind (etwa am 7., dem Loch mit Handicap 1).
Man ist gespannt, wie Profis bei größeren Turnieren, mit den zahlreichen Spiel – Optionen, was die Engländer „risk and reward Course „ nennen , die dieser Parcours bietet, umgehen werden.
Beim Ryder Cup (2031?) werde ich mir vornehmen, hinter dem Grün des 12. Loches Stellung zu beziehen und darauf warten ob die Stars es wagen, das Grün dieses 557 m langen Loches mit dem 2. Schlag anzugreifen. Aber bis dahin wird noch viel Wasser in die angrenzende Deltamündung des Sados fließen.
Schon heute kann es keinen Zweifel geben, dass sich Portugal mit „Dunas“ einen
weiteren, goldenen Anstecker ans ohnehin prachtvoll geschmückte Revers geheftet hat. Ein Geschenk an die europäische Golfwelt.

Loch15
Man muss es allerdings auch annehmen. Gleich nebenan wartet mit Sergio Garcia´s „Torre“ Course ein weiterer Spitzenplatz auf seine Fertigstellung (Eröffnung für den Spätsommer 2025 geplant). Was man heute schon sieht, sind engere Korridore, dafür weniger Sand und ein filigranes Spiel mit den Reisfeldern.
Damit ist die Urbanisation noch längst nicht abgeschlossen. Die Grundsteine für vier
Hotels sind schon gelegt. Hinzukommen weitere 240 Villen und Appartements, Mini-Supermärkte, Kindergärten und ein medizinisches Zentrum.
Architekt wird kein geringerer sein als der Wahl-Berliner und Pritzker Preisträger Diebido Francis Kéré, der ursprünglich aus Burkina Faso stammt. Kéré ist für nachhaltiges Bauen mit Holzmaterialien berühmt.
Ob dieser Aufschwung auch ein Abstieg für das bisher eher unberührte Alentejo bedeuten könnte, ist noch nicht ausgemacht. Die internationalen Immobilienhaie jedenfalls haben den Braten schon gerochen. Ich würde raten, rasch zur „Blauen Küste“aufzubrechen.

Text Hans-Joachim Walter
Bilder: Golfplätze