Ungarn Golf 

Zum Golfen unterwegs in Ungarn

Golf-course

Im Gegensatz zu seinen Nachbarn wie Polen, Slowenien, Tschechien, von Österreich ganz zu schweigen, kommt der Golfsport in Ungarn nicht voran. Gerade einmal ca.1.800 Mitglieder zählt der Landesverband, der selbst erst in diesem Jahrtausend gegründet wurde und eigentlich unsichtbar bleibt. Und weniger als ein Dutzend Plätze verteilen sich übers Land.
Das dünn besiedelte Land der Magyaren, mit seinem reichen historischen Erbe und den vielen, oft verfallenden Landgütern aus der k.u.k. Monarchie, bietet sich geradezu an für den Golfsport. Dass sie sich selbst ein Reiter-Volk nannten, greift zu kurz. Einige private Investoren haben mittlerweile die Sache in die Hand genommen um der Stagnation ein Ende zu bereiten. Denn die drei Plätze der neueren Generation, die sich GOLFplus angesehen hat, dürften durchaus das Zeug dazu haben, Ungarn als alternative Golf-Destination zu etablieren, zumal sie in meinen Augen mit den Top-Plätzen Europas mithalten können.
Auf ein vorzügliches Beispiel solcher persönlicher Pioniertat stößt man in der kleinen Ortschaft Máriavögly, eine dreiviertel Stunde westlich von Budapest, wo seit dem Jahre 2012 der „Pannonia Golf & Country Club“ beheimatet ist.
pannonia-golf-country-clubDas österreichische Ehepaar Alois und Alexandra Windbrechtinger hat ordentlich Geld in die Hand genommen, um einem brach liegenden, ehemaligen Jagdrevier der Habsburger neues Leben einzuhauchen und die historischen Pferdeställe in ein schmuckes Clubhaus umzuwidmen.
Dem bewährten kanadisch-österreichische Architektentandem Doug Carrick und Hans-Georg Erhardt, bereits geadelt durch ihr Meisterwerk „Fontana“ vor den Toren Wiens, gelingt auch hier mit fundierten Stilelementen und subtilen Gliederungen ein überzeugendes Resultat. Sanft dahinrollende Hügel, ein wenig Weinbau, sowie Plantanenalleeen aus einem anderen Jahrhundert bestimmen das Landschaftsbild, während die Streckenführung vorbildlich die südlichen und nördlichen Erhöhungen auslotet, um dann in der Ebene des Mittelstückes richtig aufzutrumpfen.
Gemeint sind die Löcher5 und 6, vor allem aber das bergab über einen der vielen Teiche verlaufende 8. Loch.
Pannonia GolfDie Partei nach der Wende kennt ebenfalls kaum Schwächen, ist aber gespickt mit Höhepunkten, wenn ich etwa an die Bahn des 14. denke, die über Buschwerk hinweg in einer Talmunde mündet, wo im Sommer Weiden und Hollunder blühen, als schreite man durch eine silbrige Wolke.
Eine gut 300 Meter lange Bunkerwand begleitet die rechte Hälfte des 16. Loches. Es ist das Vorspiel zum kurzen 17. Loch, das tatsächlich von einem Inselgrün gekrönt wird.
Viel Sand gilt es auch am Schlussloch auszuweichen und noch mehr wurde am künstlichen Badeteich (auch für Kinder geeignet) vor dem Clubhaus aufgeschüttet.
Den Tag mit einem Glas spritzigen „Etyek“, der gleich um die Ecke gekeltert wird und auf dessen Terrain ich die ganze Zeit sehnsüchtig hinüber geblickt hatte, ist nicht die schlechteste Idee.
Noch naheliegender wäre es, gleich vor Ort zu übernachten. Seit 2019 werden auf dem Clubgelände zehn Appartements in umgebauten, weiteren Ställen angeboten. Sie alle sind Familien freundlich und gemütlich eingerichtet.
Das Ehepaar Windbrechtinger musste den Club schon vor einigen Jahren verkaufen. So werde ich die dunkle und temperamentvolle Zarah-Leander-Stimme von Alexandra wohl vermissen. Alois, ein Mann mit großem Herzen, ohnehin für immer. Im Januar 2024 starb er. Seine Pioniertat indes wird zu Beginn einer jeder Saison ab jetzt mit einem ihm gewidmeten „Memorial“ Turnier gewürdigt.
Par 72 – Länge 6.155 M bis 5.603 M

info: pannonia-golf.hu

Rund 90 Kilometer südwestlich von Wien trifft man in Bad Bük auf die Anlage des „Greenfield – Bük Golf Club“. Der Ort liegt im Herzen der für seine Heilquellen bekannte Thermenregion. Bereits 1991 eröffnet, gilt der Platz als ältester Champion-Chip Course des Landes, nachdem sein Vorgänger „ Szekeseghyáz“ in den Wirren des Krieges untergegangen war und nicht mehr reanimiert wurde, da der Golfsport lange Zeit als „Kapitalistisch“ und damit als sozialistische Verfehlung angesehen wurde.
„Bük“ hat somit nicht nur den Vorteil, sich leichter aussprechen zu lassen, sondern überzeugt auch mit in großen Bögen fließende Raumaufteilung.
Mehr als 10.000 Pappeln, 7 Seen, sowie eine Hundertschaft verschiedener Vogelarten – der Club hieß ursprünglich „Birdland“ – begleiten den Akteur, den nicht nur die ganze Bandbreite des Spiels erwartet, sondern auch ein famoses Naturtheater.
GreenfieldNach gehemmten Einstieg bringt der Platz bereits am 3. Loch sein gesamtes Arsenal in Stellung: dieses mittellange Par ist garniert mit drei Biotopen, reichlich Wasser linker Hand, sowie einer Steinbrücke, die es beim Grünangriff zu überspielen gilt.
Wer hier das Fairway verpasst, braucht nicht mehr auf´s Par, sondern nur auf Schadensbegrenzung hoffen, was natürlich auch für das kurze 7. mit seinem Halbinsel Grün gilt. Mit heftige Bodenturbulenzen hat sich der Akteur auf der längsten Bahn (der 12) auseinander zu setzen, hat einen riesigen Grasbunker am 15. zu klären und muss metergenau den scharfen Knick am 16. kalkulieren.
Die 60 Bunker stellen kein Minenfeld da, pochen aber auf Beachtung.
Obwohl 6 verschiedene Tees (darunter auch 3 Damenabschläge !) bereitstehen, ist „Bük“ keine Werbefläche für Freizeitgolfer, sondern ein sportlich fairer, recht anspruchsvoller Parcours mit nicht zu unterschätzender Toleranzgrenze und trotz des vielen Wassers beileibe kein löchriger Schwamm.

Par 72 – Länge 6.468 M bis 5.055 M

hotelObwohl das dazugehörige Hotel auch als Kurhotel fungiert, weht den Besuchern nichts Kühles oder gar Klinisches an. Die meisten der 210 Zimmern verfügen über einen Balkon und Blick auf den Platz. Star ist der 3.500qm große SPA-Bereich mit einem Außenbecken, 6 Innenbecken, davon zwei mit dem berühmten Thermalwasser. In die weißen Badetücher passt eine halbe Familie.
Nach einer umfassenden Renovierung in den Jahren 2019-2021 strahlt alles noch heller. Gäste des Hauses erhalten auf´s Greenfee sage und schreibe 75% (!) Ermäßigung.

Info: greenfieldgolf.net

Wer in diesem Land unterwegs ist, muss bald den Eindruck bekommen, in einem riesigen Heilwasserbecken zu navigieren. Überall weisen Hinweisschilder auf eine nahe Thermalquelle hin.
Epizentrum dieser sprudelnden Vielzeit ist der Ort Hélvíz, zwei Autostunden von Budapest entfernt. Der Ort verfügt über das weltweit größte Außen-Thermalbecken und wird wegen seiner die Gesundheit fördernder Substanzen von Besuchern aus ganz Europa aufgesucht.

ZalaSprings_DJI_0080
Zwölf Kilometer westlich trifft man auf den kleinen Weiler Zalacsány, wo das Zala Springs Golf Resort beheimatet ist. Im Jahr 2016 eröffnet, beherbergt es nicht nur die neueste Championchip-Anlage Ungarns, sondern setzt neue Maßstäbe für die stolzen Omoguren, wie sich die Bevölkerung ursprünglich nannten.
ZalaSprings_DJI_0041„Golf World“, das weit verbreiteste Fachmagazin aus England hat den Platz umgehend in sein Ranking der „TOP 50 of Europe“ aufgenommen und auch nicht auf den hinteren Rängen.
Zu Recht! Der Course wurde von „Garry Ashfield Golf East“ konzipiert unter mithilfe Bruce Chalton´s, dem führenden Architekten von „Robert Trent Jones II Golf Design“ . Werbewirksam fungiert er daher als „Trent Jones jun.“ Platz.
Die Fairways der 165 Hektar umfassenden Domäne schlängeln sich um zahllose Seen herum, die während der Bauarbeiten ausgegraben wurden, um Material für die fein ondulierten Spielflächen zu gewinnen, die mit rhythmischer Akkuratesse überzeugen.
Es gibt reichlich Bunker, aber auch viel Raum, ihnen auszuweichen. Kühne Grünkonturen aus der Werkstatt Trent Jones´ dürfte niemanden überraschen und man wird ein geübtes Auge haben müssen, um die ideale Puttlinie zu identifizieren.
Die Runde, gesegnet mit spielerischem und ästhetischem Reichtum, macht aus seinem Herzen keine Mördergrube und zwingt den Akteur gleich zu Beginn mit den Feuchtbiotopen linker Hand zu höchster Wachsamkeit. Wasser von Badesee-Ausmaßen wird den Besucher eigentlich ständig in der Folge begleiten.
Aber es wäre zu kurz gesprungen, die Runde nur auf das feuchte Element festzulegen.
Es ist ein schwer zu erklärender Sog, der von dieser Partie ausgeht. Druck wird dramatisch auf-und abgebaut, situative Gelegenheiten, besonders auf den Par 3 der Löcher zwei und 12, meisterhaft umgesetzt, intime Passagen (Löcher 12 und 13) wechseln mit weit geöffneten Abschnitten (Löcher 7 bis 9), Findlinge, Mauerreste oder mittig bewusst stehen gelassene Baumgruppen (am 4. und 10) beeinflussen die Spielrichtung, nicht zu vergessen das Halbinsel Grün des 9. Loches.
Es ist als ginge man durch ein Ölgemälde von Monet, wenn man sich das Schlussdrittel vor Augen führt: überall Rinnsale, Flechten, Hecken, die Farben von Mooren und im süd-westlich Weinberge als geschlossener Gürtel. Seine Trauben von der Rebsorte Furmiut sind so spritzig wie das lange Finalloch, wo der größte See gottlob nur nach dem gänzlich verunglückten Schlag schnappen kann.
.oldal-zaraEr dient eher als Kulisse der schönen Dachterrasse im ersten Stock des supermodernen Clubhauses. Das Resort verfügt über 100 Appartements in vier Gebäuden, alle mit Balkon und Küchenzeile ausgestattet, ohne Dekorationswut und extrem charmant.
Der SPA-Bereich mit schier unerschöpflichen Angeboten ist in einer separaten Immobilie untergebracht. Soeben wurde in einem weiteren Gebäude eine kleine Klinik eröffnet. Ihr Name „Evergreen“ sagt eigentlich schon alles.
Zala Springs ist kein Alltags-Resort, aber eins, wo man den Alltag rasch vergisst.

Kontakt: Zala Springs Resort, 8782 Zalacsány
www. Zalasprings.hu

Text: Hans-Joachim Walter,
Bilder: Golfclubs u. Hotels