BMW-LogoZwischen Sport und Spektakel – Was bleibt vom Golfspiel?

Longdrive-Competition-Martin-Borgmeie

36. BMW International Open: Begeisterte Zuschauer feiern Monsterdrives – doch der Sport gerät ins Hintertreffen

06. Juli 2025 | Redaktion GOLFplus

Was als Turnierhöhepunkt im sportlichen Sinne hätte gelten sollen, endete am Samstag in Eichenried in einer Show, die in vielerlei Hinsicht Fragen aufwirft. Unter dem Titel „Launch Control“ wurde das 18. Grün der renommierten BMW International Open in eine Longdrive-Bühne verwandelt – inklusive Flutlicht, Mikrofonshow und YouTube-Stars.

Im Mittelpunkt: Martin Borgmeier, der deutsche Weltmeister im Longdrive, der mit einem 425-Meter-Hammer das Spektakel für sich entschied. Auch „Bobby Ray“ und „The Canadian Lumberjack“ durften ihre Kraft demonstrieren, während sich die „Bryan Bros“ und Peter Finch als Social-Media-Prominenz unter dem Applaus der Tribüne versuchten.

Show statt Sport? Die Gratwanderung im Profi-Golf

Natürlich war das alles perfekt inszeniert – laut, bunt, unterhaltsam. Und genau darin liegt das Problem. In einer Zeit, in der Golf mit Imageproblemen kämpft und sich gleichzeitig der Kommerzialisierung immer stärker beugt, wirkt eine derartige Veranstaltung wie ein doppelter Spagat: Einerseits will man neue Zielgruppen erreichen, andererseits verliert man den Kern des Sports – Präzision, Strategie, Fairness – aus dem Blick.

Statt sportlicher Finesse ging es am Samstag um pure Muskelkraft und medienwirksame Inszenierung. Die Performance am 18. Grün glich mehr einem Marketing-Event als einem Teil eines Turnierwochenendes. Und: Sie lenkt ab von der eigentlichen sportlichen Leistung der Turnierteilnehmer, die zuvor drei Tage lang unter Wettbewerbsdruck auf höchstem Niveau gespielt hatten.

Wird Golf zum Influencer-Game?

Die Integration von Content Creators wie Wesley und George Bryan sowie Peter Finch mag medienstrategisch clever sein – sie erreichen Millionen auf Social Media. Doch stellt sich die Frage, ob Golf dadurch tatsächlich populärer oder lediglich populistischer wird. Wer den Sport liebt, fragt sich: Wo bleibt der Respekt vor dem Spiel, vor seiner Geschichte und seinen Regeln?

Auch die Gleichstellung – ein Thema, das dem Golfsport gut zu Gesicht stünde – war in diesem Event nur Randnotiz. Cassandra Meyer, die einzige Frau im Starterfeld, bekam eine Ehrenrunde – mehr nicht. Ihr 320-Meter-Drive gegen George Bryan (322) war knapp, aber schien im Spektakel unterzugehen.

Fazit: Unterhaltsam, aber irreführend

Man kann dem Event nicht absprechen, dass es für viele Zuschauer ein Höhepunkt war – emotional, laut, spektakulär. Doch für Traditionalisten und Sportliebhaber bleibt ein schaler Beigeschmack: Golf ist mehr als Longdrives und Social-Media-Hypes. Es ist ein Sport mit Tiefe, Etikette und Anspruch – und der darf nicht zum Nebendarsteller auf seiner eigenen Bühne werden.

GOLFplus meint: Eine Show wie „Launch Control“ hat ihren Platz – aber nicht im Zentrum eines traditionsreichen Turniers wie den BMW International Open. Golf braucht keine Effekthascherei, sondern eine Rückbesinnung auf seine Stärken: Fairness, Können, Charakter.

Mehr zur Turnierwoche und den sportlichen Ergebnissen finden Sie unter www.golfplus.de