Der neue PXG Allan Putter
Angeleint oder die Sache mit dem Dreh
Wer seinen Siebziegsten bei hoffentlich noch klarem Kopf gebührend hinter sich gelassen hat, sollte sich für die restliche Lebenszeit keine einschneidende Veränderungen mehr vornehmen.
Erneut auf Brautschau zu gehen, könnte sich als kostspieliger Irrweg erweisen, das bewährte Fahrzeug darf ruhig noch einige Kilometer draufsatteln und wer auf den Gedanken kommt, sich wieder einmal einen neuen Hund anzuschaffen, sollte die damit einhergehende zusätzliche Verantwortung mit in seine Erwägung einbeziehen. Beim Golf jedoch, so ist zu beobachten, setzt der gemeine Menschenverstand bisweilen aus. So auch eigenartigerweise bei mir.
Meine größten Erfolge, auch international, liegen mittlerweile mehr als sechzig Jahre zurück, sodass ich den Ehrgeiz aufgegeben habe, mein Handicap noch zu verbessern. Altersbedingt habe ich mich auf ein gewisses Niveau eingerichtet, ertappe mich aber gerade dabei, mir einen neuen Putter zuzulegen. Die meisten Käufe tätigt man, sagen mir Psychologen, in emotionaler Umnachtung- als Belohnung oder Trost oder in der Hoffnung auf Besserung, was ja grundsätzlich nicht verwerflich ist. Dabei müssen Sie unbedingt wissen, dass ca. 20 dieser Teile in meinem Keller harren und mir den Weg zum Weinwinkel verstellen. Bei manchen hängt noch das Preisschild dran. Von Zeit zu Zeit blicke ich sie beschämt an. Und sie schauen ob meiner Untreue vorwurfsvoll zurück. Auch Putter haben Augen, sonst würden sie ihre Zweck verfehlen.
Es handelt sich freilich nicht um einen gängigen Putter, sondern um eine Neuerfindung aus der Schmiede Parsons, dem Revolutionäres nachgesagt wird. In ihm sehe ich ein Versprechen.
PXG nennen sie ihre „Erfindung“. Die wesentliche und auch einzigartige Konstruktion des PXG besteht darin, dass bei der Aushohlbewegung des Schlägers die übliche, kaum sichtbare und unerwünschte Drehbewegung, verhindert wird. Die Schlagfläche kehrt im Treffmoment also exakt in die Stellung zurück, die man beim ausrichten eingenommen hat. Dies soll zur besseren Kontrolle und Genauigkeit führen oder anders ausgedrückt, man trifft den Ball präziser.
Wer zusätzlich mit seinen Händen den Schlägerkopf des Mallet´s dank seines s-förmigen Honsels nicht hinter dem Ball, sondern auf dessen Höhe positioniert, profitiert von einem angenehmen Schlaggefühl und positiver Rückmeldung des Schlages.
„Allen“, wie er auch genannt wird, zeichnet sich durch hohes Trägheitsmoment aus, das heisst, er bewegt sich auch dann in die gewünschte Richtung, wenn man den Sweet Spot knapp verfehlen sollte.
Seine Schlagfläche sei mit nur 1,4 Millimetern die dünste auf dem Markt, versichert der Hersteller und spendiert seinen Käufern obendrein noch ein Cover, der Dank eines kleinen Magneten an anderen Schlägern befestigt werden kann, mithin nicht so leicht verloren geht. Damit hätte ich ein weiteres Problem aus dem Weg geschafft.
Meine Bestellung habe ich übrigens bei West Golf in Troisdorf aufgegeben, die den Schläger 100 Euro billiger anbietet als der online-Handel (für € 459). Das individuelle Fitting, welches auf der Grundlage eines ausführlichen Fragebogens erstellt wird, kostet dann noch eine Kleinigkeit mehr (Andreas Reil ist der Experte dort).
Die freundliche Dame bei den Troisdorfern (Anja Wien) verabschiedete sich in ihrer Mail übrigens mit „ Schwungvollen Grüßen“. Auch das hat mir gefallen.
Ein Wort zur Warnung kann ich mir aber abschließend nicht verkneifen: der Putter ist und bleibt lediglich ein Hilfsmittel, um den Ball im Loch verschwinden zu lassen. Nur wer die Grüns richtig zu lesen vermag, Brechungen und Gefälle erkennt, sowie ihrer Geschwindigkeit auf die Schliche kommt, wird den gewünschten Erfolg verbuchen können. Darüber hinaus sollte man beherzigen, dass man „einem alten Hund keine neue Tricks beibringen kann“, wie ein englisches Sprichwort lautet.
Noch weiß ich nicht, ob ich mir für den Preis lieber „Deutschlandtickets“ bis ans Lebensende hätte kaufen sollen. Unsere Grüns sind Frost bedingt noch nicht bespielbar.
Sei es wie es sei: wenn mir im Frühjahr mal weniger als sechsunddreißig Putts pro Runde gelingen sollte, gebe ich Bescheid.
INFO:
Anja.Wien@west-golf.com
Text: Hans-Jochim Walter, ehemaliger Nationalspieler
gilt mit zahlreichen Buchveröffentlichungen und Features
seit fünf Jahrzehneten als führender Golf- Autor in Europa
Bilder: Allan Golf