GC Föhr
Viel Grund zum Feiern im Golf-Club Föhr
Eine Insel, die vollkommen in sich zu ruhen scheint – und diese Ruhe großzügig an seine Besucher weitergibt. Das ist Föhr, gelegen inmitten des UNESCO Weltkulturerbes „Wattenmeer“.
Alles scheint authentisch, unaufgeregter, weniger vorlaut als bei der Nachbarin Sylt, über die schon alles gesagt ist. Hier trägt man dicke Pullover statt lässig über die Schulter geworfenen Kaschmir. Selbstherrlichen Strizzis begegnet man eher selten und die köstlichen Fischbrötchen am Sonntag Vormittag auf dem Markt von Wyk stammen nicht vom „Gosch“. Das Vergnügungszentrum heißt nicht „Pony“, sondern ist der Strand. „Badeurlaub ganz bürgerlich“ könnte das Motto heißen. Aber in punkto Golf ist man der eitlen Schwester haushoch überlegen. Tatsächlich wird an der südwestlichen Ecke des Eilands seit 1925 gegolft.
Ein gewisser Charlie Mensendieck, Eigentümer des örtlichen Nordsee- Sanatoriums, war vom Golfsport bei einem Sommer-Aufenthalt auf Titos Privatinsel Brioni vom Kult um die weisse Kugel infiziert worden und vermittelte seinen Gästen mit dem „G. C. Südstrand“ den Zugang zum Golfsport. Gleichzeitig wurde er für die Schüler seiner Boarding School in die Unterrichtsstunden integriert, ein Novum in Continental Europa. Obwohl Mensendieck seinen Club nach Gutsherrenart führte, erinnert ein mitten auf dem Platz plazierter Feldstein mit der Inschrift „heute“ an den Pionier.
„Heute“ ist gewissermaßen auch ein gutes Stichwort angesichts dessen, was in der Zwischenzeit nach diesem historischen Ausflug geschehen ist.
Ganze 40 Jahre sollte es allerdings dauern, ehe der Golf- Club Föhr nach den Plänen von Frank Pennink angelegt werden konnte. Allerdings auf neuem Grund ein wenig westlicher. Denn der Club war während der Wirren des Krieges in „grüner Asche“ verfallen und die Gemeinde Wyk liebäugelte damit, das bisherige Grundstück gewinnbringend zu verkaufen.
Und weil sich die Insulaner damit nicht zufrieden gaben, erfolgte im Herbst 1990 die nach den Plänen von Don Harradine Erweiterung auf die vollen 18. Löcher.
Aber die eigentliche Headline gehört dem Jahr 2009. Da gelang es dem Vorstand, weitere 9 Löcher im faux Links Style mittels Mitgliederentscheid durchzusetzen. Federführend dabei die Fa. „Städler Golf Courses“, wobei sein junger Associate Christian Althaus die Projektleitung übernahm.
Obwohl die Insulaner sich Neues lieber vom Leibe halten und gewöhnlich großen Sprüngen misstrauen, entdeckten sie, beflügelt durch die gelungene Erweiterung, weiteres Optimierungspontential. Dieses Mal richtete man sein Augenmerk auf die Umgestaltung der alten gelben Löcher( man ist hier bei drei Schleifen in den Inselfarben Gelb, Rot und Blau unterwegs).
Dafür wurde der inzwischen selbständige Christian Althaus verpflichtet, ein Senkrechtstarter seiner Gilde, den ich zuletzt in GOLFplus.de vom 6.08.2024 vorgestellt habe.
Die Zeichnung dieser Löcher kamen so beeindruckend und fesselnd daher, dass die bis dahin unangetasteten Schlusslöcher der drei Schleifen, das Erbe von Harradine, plötzlich im wahren Wortsinn „alt“ aussahen. Auch diese Löcher widmete Althaus um, wobei es als Glücksfall gelten muss, dass er bei den Ondulierungen des Terrains den weltweit als Koryphäe gewerteten Shaper Mick McShane („the man in the mud of Kingbarns“) an seiner Seite wusste.
Damit war eine 15 jährige Umwandlung von einer anfangs behäbigen, wenn nicht sogar belanglosen Anlage hin zu einem Spitzenplatz abgeschlossen. Es ist dies die Umsetzung eines visionären, in Etappen verfolgten Planes, die es auf heimischer, grüner Bühne bisher so nicht gab.
Wer hier seine Runde spielt, spult keine Löcher herunter, sondern sammelt Augenblicke. Die Attraktionsdichte ist gewaltig Es wäre müßig mitzuteilen, dass alle Schleifen vor dem Clubhaus enden, somit nahe am Geschehen.
Auch die Faszination der Strecke „Blau“ in Worten einzukleiden, fällt schwer. Jedenfalls muss man von „Art of Golf“ sprechen, wenn man, noch im lichten Nadelwald der Tees 3 abschlägt, um dann offenes Gelände zu betreten und alsbald in die Geheimnisse und Tücken des Links-Golfes eingeführt wird. Dünen begleiten dieses eigentlich kurze Par4, ein veritabler Fairwaybunker mittendrin.
Ein leicht erhöhtes Grün wird von Strandhafer umarmt und mit Brechungen ausgestattet, als sei ein Stück unruhiges Watt trockenen Fußes an Land gelangt.
Herzstück des Spielgeländes und Brennstoff für die Glut der Runde scheint mir indes das Bouquet der Par 3-Löcher zu sein. Kein Sextett des schnellen Vergnügens, aber eine beeindruckende und fesselnde Annäherung an den klassischen Links mitsamt Wasteland, als durchschreite man eine Sanduhr (besonders an Bahn Rot 4). Mit den zahlreichen Bunkern, selten anzutreffenden Aus-und Anlaufzonen, sowie dem (künstlichen) Dünengewoge ringsum entsteht eine unverwechselbare Terroairnote.
Überhaupt diese Bunker: von weitem sehen sie aus, als habe ein Riese einen Kaiserschmarren zerrupft. Von nahe entpuppen sie sich als wahre Skulpturen mit daunenweichen Graspolstern an den Rändern, als habe sich Schafswolle darin verfangen und tief in den Sand eingeschnittenen Lippen. Strahlend leuchtender Sand komplettieren diese Kunstwerke. Für mich die eindrucksvollsten Hindernisse südlich von Rosapenna, County Donegal, Irland.
Als beste Beispiele dieser kurzen Holes gelten die „Blau“ 6 und die „Rot“ 8, das völlig Natur verhaftet wie seit Ewigkeiten auf einer Erhöhung zu ruhen scheint. Es ist von schwerem Seegang gezeichnet und leistet sich als Draufgabe auch noch eine Vertiefung in seiner Mitte. Ein Husarenstück!
Auf dem Papier scheinen sie eher nur mittellang zu sein (zwischen ca. 133 m und 169 m), im wahren Leben hat der Wind aber immer das letzte Wort: manchmal tobt er, zuweilen ist nur ein Flüstern zu vernehmen, Schweigen ist ihm fremd: schließlich leitet sich „Föhr“ von „Fehring“ ab, die friesische Vokabel für „Wind“.
In der Gesamtschau betörend ist auch die Design-Dramaturgie. Ein Drehbuch, das auf seinem Weg keine tragende Teile verliert und sich nicht mit Treibgut aufhält. Vor allem besticht, wie unterschiedliche Geländestrukturen, Wald-, Heide-, und Links-Golf, sich die Hand reichen. Ein einheitlich wirkendes Ganzes überzeugend hinzubekommen, ist keine einfache architektonische Übung, zumal man auch die Streckenführung loben muss.
Sie ist an keiner Stelle einengend. Von epischer Weite sind wir zwar angesichts begrenzter Spielfläche entfernt, aber eine befreiende Raumwirkung ist hinter jedem Heidebüschel oder Ginsterstrauch spürbar zu spüren.
Gleichsam als Beifang konnte man auch ein bisher wenig ergiebiges Geestland zu einer Schatztruhe der Natur aufwerten: nicht nur reichlich Heide und Ginster wurden gepflanzt, sondern auch über 30.000 kleinere Sträucher, immer da, wo sich ästhetischer Feinschliff anbot.
Und natürlich thront über allem dieser masslose „Nolde-Himmel“.
Auch die Platzpflege ist überdurchschnittlich, wobei das Greenkeeper-Team durch die Installation eines „Rain Bird´s IC System“ unterstützt wird, das Computer gesteuert anzeigt, wo und wann für das Spielgelände Wasser notwendig ist.
Das Clubhaus passt sich wunderbar der Umgebung an.
Ein Nachbau eines finnischen Holzhauses aus karelischer Kiefer. Der Innenraum bietet kitschfreie Stubengemütlichkeit. Spätestens bei holsteinischem Sauerfleisch mit Bratkartoffeln sind drei Putts oder auch gerne mehr auf dem wilden Doppelgrün „Gelb“ der Löcher 1 und 7 vergessen.
Wenn Präsident Ingemar Spieß in diesem Sommer Mitglieder und Gäste zum Jubiläum einlädt, wird es mehr zu feiern geben als „nur“ den 100. Geburtstag.
Föhr bietet für jeden Geschmack und Geldbeutel die passende Unterkunft. Kooperationspartner indes ist das Hotel „UPSTALSBOOM“. Der Name scheint der Schatztruhe eines Zauberers entsprungen zu sein. Tatsächlich verbirgt sich dahinter ein einzigartiges Symbol der friesischen Freiheit aus dem Mittelalter.
Er bezeichnet einen Versammlungsort, wo die mitgeführten Pferde an einen Baum („BOOM“) angebunden wurden, um sich dann in der Gemeinschaft Gleichgesinnter aufzustellen („upstalt“) , in der Hoffnung, neue Kraft zu schöpfen.
Dies gelingt auch ohne Aberglaube zweifellos im Hotel, das zunächst einmal mit seiner unschlagbaren Lage direkt am Sandstrand punkten kann.
Dem in drei Trakten gebaute Anwesen gelingt eine achtsame Einbindung in das Weichbild des Südstrandes, zumal das Dach aufgeblähten Segeln gleicht. Die insgesamt 167 Zimmer zeigen sich luftig, leicht und niveauvoll. Lofts und Suiten im nordischen Design, die meisten mit Meerblick,versprechen Erholung pur. Das 2.000 qm große Spa mit Panorama-Saunen, beheiztem Innen-und Außenpool, ist ein Hingucker.
Das Küchenteam setzt auf kreative, saisonale Zubereitungen, nordisch-deutsch geht es im Hauptrestaurant „Bi a Wik“ zu. Die Tischkultur ist fairly casual, die Mitarbeiter sind freundlich-zugewandt und hilfsbereit.
Das Golfpacket außerhalb der Hauptsaison beinhaltet 3 Übernachtungen mit Halbpension, 2 X Greenfee, Halfway- Verpflegung und Shuttle zum Platz (3 Minuten) schon für weniger als € 400. Das sollte man sich nicht entgehen lassen.
Info: www.golfclubfoehr.de
www. resort-suedstrand-foehr.de
Text: Hans-Joachim Walter,
Bilder:Stephan von Stengel und GC Föhr
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