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Zum Tod von Franz Beckenbauer

Nicht nur der Fußball trauert um Franz Beckenbauer 

Franz Beckenbauer war nicht nur ein begnadeter Fußballer, er war auch nach Bernhard Langer Deutschlands bekanntester Golfer und unserem Haus verbunden. Legendär sein Beckenbauer-Cup in Bad-Griesbach der über die Jahre hinweg hunderttausende Euro gesammelt hat zugunsten der Franz Beckenbauer Stiftung,  deren Aufgabe es ist, ideelle und finanzielle Hilfe für Menschen mit Behinderung und Personen, die krank oder unverschuldet in Not geraten sind, zu leisten.
Auch hierfür danken und gedenken wir Dir lieber Franz Beckenbauer. 

Jürgen E. Metzger im Gespräch mit Franz Beckenbauer
Erschienen im Vorgänger-Magazin von GOLFplus, den SÜDGOLF-Magazin im Herbst 1992

Jürgen Metzger: Herr Beckenbauer, was fasziniert Sie an Golf?

Franz Beckenbauer: Ja, wenn ich das nur wüsste. Ich werde oft gefragt, was ist es, warum spielst du Golf? Viele sind überrascht, dass ich als ehemaliger Hochleistungssportler einen für viele Bewegungssportler relativ langweilig scheinenden Sport betreibe und liebe. Viele meinen, das ist ein Sport, da geht man ein bisschen spazieren und schlägt dann einen Ball. Dann geht man wieder spazieren, schlägt wieder einen Ball usw. Das ist für viele unverständlich, es muss also eine gewisse Faszination dabei sein. Ich sage dann immer, ich kann es euch nicht erklären. Ihr müsst selbst spielen. Ihr müsst die Faszination selbst herausfinden.
Was ist das Faszinierende? Ist es die Landschaft, ist es der Golfplatz, ist es der Ball, wenn man ihn optimal trifft? Golf ist ein seltsamer Sport.
Wenn Jack Nicklas sagt, dass er zufrieden ist, wenn er von 10 Schlägen nur vier optimal trifft, dann ist es das, was ich meine.
Dann stelle ich mir immer wieder die Frage, mit wieviel Schlägen muss dann ich zufrieden sein? Ich weiß es nicht, aber es muss etwas Faszinierendes haben, denn sonst würden nicht so viele sich seinen Leiden aussetzen.
Ich habe mich in den 10 Jahren, in denen ich jetzt Golf spiele, doppelt und dreifach mehr geärgert als in 20 Jahren Fußball, und Golf spiele ich freiwillig.
Ich stehe um 6.00 Uhr früh auf, weil ich um halb acht abschlage, bei strömendem Regen! Das würde ich sonst nie machen.
Das sind Dinge, von denen ich sage, irgendwie spinnst du, das sind Dinge, die macht man nur wegen dem Golf.

Jürgen Metzger: Stichwort Golf der Altherrensport!
Was unterscheidet Golf von anderen Sportarten? Wir hatten im letzten Magazin einen Bericht über ein medizinische Golfturnier, da wurden z.T. Werte erzielt wie bei Ruderern.
Was ist anders als bei anderen Sportarten?

Franz Beckenbauer: Es ist wahrscheinlich die Konzentration auf das Spiel, da wirken Psyche und Körper zusammen. Wenn ich meine 18 Locher spiele, dann gehe ich vielleicht 10 km, das ist keine großartige körperliche Anstrengung. Aber die Anspannung und die Konzentration machen es. Wenn ich viel Golf spiele, im Sommer, wie heuer im Juli, da hatte ich absolut mein niedrigstes Gewicht.

Jürgen Metzger: Aber Sie haben doch wenig Zeit? Wie schaffen Sie das bei all ihren Terminen?

Franz Beckenbauer:
Das stimmt nicht. Das sieht nur so aus. Ich habe relativ viel Zeit, gemessen an der Zeit, als ich noch verantwortlich war für die Nationalmannschaft, oder bei Olympia, da hatte ich überhaupt keine Zeit.
Aber heute habe ich Zeit und nehme sie mir zum Golfen. Es gibt sicherlich eine Reihe von Verpflichtungen, ich habe meine Termine, aber alles im Rahmen. Heute geht es mir gut.

Jürgen Metzger: Ich kann mich erinnern, dass Sie, als Sie nach der Weltmeisterschaft in Italien gefragt wurden, was Sie machen, wenn Sie aufhören, sagten, “ich spiele Golf”.

Franz Beckenbauer: Ja, so in etwas oder ich habe gesagt, dass ich mein Handikap verbessern will.

Jürgen Metzger: Welches Handikap haben Sie?

Franz Beckenbauer: Jetzt habe ich 7.

Jürgen Metzger: Wenn Sie, wie beim Pro-Am Turnier der Mercedes German Masters in Mönsheim, mit so großen Golfspielern wie Ballesteros spielen, was haben Sie da für ein Gefühl?

Franz Beckenbauer: Na ja, das ist natürlich eine ganz andere Dimension. Ballesteros macht mit dem Ball was er will. Bei diesem Pro Am hat er nur eine 77er Runde gespielt.
Er konzentriert sich natürlich bei so einer Runde, wo er mit einem Würstchen wie mir spielt, nicht so wie hinterher im Turnier. Darum hat er auch ein paar Bälle verschlagen.
Aber bei den German Masters war er dann voll da und hat gleich am ersten Tag eine 68er Runde gespielt. Was da für ein Talent dahintersteckt, ist beeindruckend, das ist natürlich ein einmaliges Erlebnis.
Für uns Amateure, die, was weiß ich, Kreisklasse spielen, ist das einfach toll, mit den besten Spielern der Welt zu spielen. Man muss immer wieder feststellen, dass die nicht nur vom Können her eine ganz andere Dimension sind, sondern, dass das alles nette Burschen sind. Egal ob es Ballesteros, Langer oder Ian Woosnam ist, das sind ganz normale Menschen. Wir hatten am Abend in Mönsheim eine Riesengaudi. Die haben alle mitgemacht, es war einmalig.

Jürgen Metzger: Im letzten Heft haben wir über den Beckenbauer-Cup in Bad-Griesbach berichtet. Was steckt dahinter?

Franz Beckenbauer: Ich habe seit 1982 eine eigene Stiftung, deren Zweck es ist, etwas für Behinderte und Bedürftige zu tun. Der Beckenbauer Cup wurde von Alois Hartl geschaffen, weil er für die Stiftung etwas tun wollte.
Er hat das alles aus dem Boden gestampft und dann diese permanente Einrichtung geschaffen, die es jetzt seit vier, fünf Jahren gibt. Ein Golfturnier habe ich organisiert. Wir hatten eine Menge Einnahmen aus dem Turnier, und Alois Hartl und seine Mannen haben auch noch einmal 40000 Mark zusätzlich in die Stiftung bezahlt. Innerhalb einer Woche waren das 120.000 Mark. Das sind natürlich ganz schöne Beträge. Die ganze Sache nimmt langsam Formen an und ist natürlich exklusiv.

Jürgen Metzger: Dieser Beckenbauer-Cup ist ein Prominenten-Cup, um nicht zu sagen Schickimicki-Cup, oder spielen da auch normale Leute mit?

Franz Beckenbauer: Es sind ein paar Freunde und viele andere aus deren Umgebung, die, was weiß ich, von wo die überall herkommen. Manche suchen vielleicht die Möglichkeit, einmal mit dem Hansi Hinterseer, Toni Sailer oder mir zu spielen – also Schickimicki ist das mit Sicherheit nicht. Es sind alles Sportler, ein paar Prominente sind dabei, in erster Linie aber ehemalige Sportler.

Jürgen Metzger: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Golf und anderen Sportarten? Ich sehe, dass z.B. relativ viele Skifahrer golfen, aber nur wenig Fußballer.

Franz Beckenbauer: Ja, das stimmt. Der aktive Fußballer ist im Sommer zu sehr mit seinem Beruf beschäftigt. Golf ist für ihn vielleicht auch zu langweilig. Das kann ich verstehen, weil er viel Bewegung braucht. Er muss sich austoben. Anders die Älteren, ich weiß, Grabowski spielt mittlerweile Golf und Hölzenbein, auch der Hannes Lohr und Berti Vogts hat, glaube ich, jetzt auch angefangen. Aber bei den Aktiven, da spielt keiner Golf oder ganz wenige.

Jürgen Metzger: Muss man ein gewisses Alter haben, um mit Golf anzufangen?

Franz Beckenbauer: Man braucht Zeit. Auch die Skifahrer haben ja erst angefangen, als sie ihre Karriere beendet hatten. So ist es wohl auch bei den Fußballern. Aber es kommen auch die ehemaligen aktiven Fußballer, die fangen jetzt mit Golf an.

Jürgen Metzger: In Deutschland haben wir ja eigentlich nur Bernhard Langer als bekannten Golf-Spieler und Franz Beckenbauer, er ist eigentlich der berühmteste Golfspieler. Nach den jüngsten Meldungen soll Golf wieder olympische Disziplin werden. Was kann man machen, um die Jugend mehr fur den Golfsport zu begeistern? Sie haben eine große Vorbildfunktion für diesen Sport, der sonst eher als Reiche-Leute-Sport gilt.

Franz Beckenbauer: Es müssen Jugendprogramme entstehen, die natürlich von den Clubs gemacht werden müssen. Auch in die Schulen müssen wir. Wenn ich mir Griesbach ansehe, habe immer gedacht, das ist der Weg, um Golf in Deutschland populärer zu machen. Golf hat in Deutschland den Anschein des Privilegierten, da haben Sie vollkommen recht, teure Aufnahme und, und, und …

Jürgen Metzger: … was zum Teil auch stimmt…

Franz Beckenbauer: … was zum Teil auch stimmt, aber da sind die Golfer natürlich selbst schuld, denn sie schützen ihre Privilegien.
Sie wollen ja keine öffentlichen Golfplätze. Das muss sich ändern. Und wenn ich die Entwicklung der GRÜNEN und der Naturschützer betrachte, die in ihrer Dummheit, ich muss das ganz deutlich sagen, jetzt fordern, Golfplätze nur noch auf 100 und 120 ha zu betreiben, dann ist das genau das Gegenteil von dem, was wir brauchen. Was sie damit vielleicht wollen, ist den Sport für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Aber mit diesen Forderungen versperren sie den Sport für die Öffentlichkeit, denn, wenn man unter diesen Bedingungen einen Golfplatz bauen will, dann wird das so teuer, dass dann genau das, was sie nicht haben wollen, passiert, dass nur die Golf spielen, die Geld haben. Das ist schade, denn wir haben in Deutschland durch die EG-Agrar-Beschlüsse soviel brachliegendes Land, das sowieso wertloses Land geworden ist, das sollte man für den Golfsport nutzen. Golf ist eine Verschönerung der Landschaft und Artenschutz zugleich. Denn es gibt Golfplätze, wo plötzlich wieder Arten aufgetaucht sind, die verschwunden waren. Mit mehr Plätzen und mehr öffentlichen Plätzen können wir auch mehr für den Nachwuchs tun.

Jürgen Metzger: Stichwort Golf und Geschäft – wie sehen Sie das?

Franz Beckenbauer: Ich glaube, dass Golf kein großes Geschäft ist. Überall wo man hinhört, haben die Golfclubs Probleme über die Runden zu kommen. Viel Geld kann man mit Golf nicht verdienen. Greenfee ja, es kommt darauf an, wie der Platz frequentiert ist, aber die guten Clubs wollen das ja gar nicht, sie sind finanziell meist besser gestellt, doch das sind ein paar wenige. Bei vielen ist das anders, die sehen das vom finanziellen Minimum her und müssen dann teilweise auch Umlagen machen, damit der Betrieb weiterläuft. Die müssen schon knallhart kalkulieren. Das ist meine Erfahrung.

Jürgen Metzger: Was machen Sie im Winter, um fit zu bleiben für Golf?

Franz Beckenbauer: Hier in Kitzbühel ist der Winter relativ lang. Letztes Jahr hatten wir sechs Monate Schnee. Gut, 14 Tage sind wir ausgebüxt nach Südafrika und haben da natürlich Golf gespielt. Jeden Tag. Und das werden wir heuer auch wieder machen, weil der Winter so lang ist. Wie halte ich mich sonst fit? Ich mache ein bisschen Gymnastik, Sauna und vor allem Skifahren, Langlauf. Ich mache gerne Langlauf. Erstens sind die Loipen hier sehr schon präpariert und zweitens ist Langlauf der ideale Sport, wenn man sich richtig ausarbeiten will. Es ist auch ein gesunder Sport, nicht nur, weil man in der frischen Luft ist, sondern, weil er auch körperlich wenig belastend ist, was die Gelenke anbelangt. Joggen geht auf die Gelenke. Beim Ski-Langlauf ist alles eine gleitende, langgezogene, eine gesunde Bewegung.

Jürgen Metzger: Wenn Sie ins Ausland reisen, wo golfen Sie am liebsten?

Franz Beckenbauer: Ich spiele überhaupt nicht, wenn ich geschäftlich unterwegs bin. Da habe ich keine Zeit, das Programm ist meist zu eng, und das Golf-Bag auf Auslandsreisen mitzunehmen, das ist mir dann zu umständlich. Wenn ich mit dem Auto fahre ja, aber im Flugzeug ist mir das zu beschwerlich.

Jürgen Metzger: Haben Sie Lieblings-Golfplätze?

Franz Beckenbauer: Eigentlich nicht.

Jürgen Metzger: Die Österreicher sind, was Golf angeht, stark im Kommen. Von Seiten des Fremdenverkehrs wird jetzt stark auf diese zukunftsträchtige Sportart gesetzt.

Franz Beckenbauer: Obwohl auch hier die GRÜNEN und die Naturschützer Forderungen stellen. Ganz in der Nähe soll eine neuer Platz gebaut werden. Da reden sie schon fünf Jahre. Ich frage immer, was ist jetzt, wie weit ist die Sache. Dann heißt es, ja, Planung und alles abgeschlossen, aber es ist noch keine Genehmigung da. Hier tut man sich auch in Österreich schwer. Trotzdem haben wir inzwischen eine Reihe neuer, sehr schöner Golfplätze hier. Ich sehe da durchaus eine Chance für die Zukunft.

Jürgen Metzger: Herr Beckenbauer, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.