 The Isle of Harris Golf Course at Scarista, on the Isle of Harris.
The Isle of Harris Golf Course at Scarista, on the Isle of Harris.Aus dem Füllhorn einer Fee
The Isle of Harris Golf Club, Schottland
Meine merkwürdige, lebenslange Vorliebe für die „Links-Courses“ wird im Freundeskreis mittlerweile hingenommen. Aber meine gelegentlichen Abstecher zum Platz auf der Insel Harris weiterhin mit Kopfschütteln quittiert.
Gewiss, das Eiland gehört zur Inselgruppe der Äußeren Hebriden, was magisch und versunken klingt wie Atlantis. Von Schiffbrüchen abgesehen scheint hier nichts zu holen. Es ist karges Land und wenn der Regen wärmer wird, dann, so sagen sie hier, ist es Sommer. Nicht verkehrt ist es also, jene Wollkleidung zu tragen, die den Namen dieser Insel zum Inbegriff gemacht haben: Harris Tweed, ein rauher Stoff als Inbegriff britischer Solidität jenseits aller Moden. Im übrigen gilt die Wetterregel der Hebriden: „Five seasons a day“.

Mein Ziel dort ist der örtliche Golfplatz, der wie die Insel selbst ein wildes Naturkind ist, mit wehendem Haar, zerschlissenem Rock und vielen Löchern in den kratzigen Strümpfen. Eine Fee hatte mir die Adresse zugeraunt. Er liegt oberhalb der Scarista Bay, ein dottergelber, Kilometer weiter Sandstrand, dessen Licht an klaren Tagen, die es auch gibt, so intensiv leuchtet wie an den Küsten der Ägäis.
Anmelden erübrigt sich, die Höhe des Green-Fees bestimmt man selbst. Es kommt, wie es früher einmal üblich war, in die sog. „Honesty Box“. Sir Nick Faldos „Five Pounds“ hängt heute eingerahmt im Clubhaus und wird als jährlicher Wanderpokal ausgespielt. Seine schriftliche Offerte, den Club zu kaufen, blieb unbeantwortet.
 
 
Man kommt hier aus dem Staunen nicht heraus, ohne einen einzigen Ball geschlagen zu haben. Von jedem Loch aus ist der Sound zu sehen, die Bergkette von Clisham gehört ebenso zum Bildangebot wie die weit ins Land einschneidende Meeresbucht von Loch Seaforth.
Nördlich taucht das Eiland Taransay aus dem Atlantik auf wie ein Soufflé.
Die Runde selbst sich sich aus einem elemantaren Wirbel aus Flechten, Felsen, Licht und Nebelfetzen zusammen. Wie riesige Wogen schlägt das Dünengewoge über das Gelände. Im Rough trotzen alpine und arktische Raritäten dem klima. Es ist undurchdriglich wie der berühmte Stoff.

Der Kurs, angelegt vor etwa hundert Jahren, mag mit 2,454 yards bei Par 34 kurz sein. Der Wind jedoch macht diese Zahlen zur Makulatur. Das 6. Loch zum Beispiel, ein nur 220 yards langes Par 4, mag man mit Rückenwind nahezu treffen. Bei Gegenwind scheinen selbst zwei Schläge nicht ausreichend, das Grün zu erreichen.
Aber auch technisch hat der Kurs einiges zu bieten: die Grüns ducken sich in natürliche Senken, als hätten sie Ohrenschmerzen. Die Abschläge turnen auf Hügeln und sorgen so für Drives downhill, das einzige Par 5 hat man sich für den Schluss aufbewahrt.
 Am Sonntag herrscht Spielverbot.
Am Sonntag herrscht Spielverbot. 
Auch andere Aktivitäten ruhen. 
Auf Harris ist der „Tag des Herrn“ besonders „tot“. Keine Wäsche wird aufgehängt, selbst Hunde wagen nicht zu bellen und hüpfige Hähne werden in Hummerkörpchen gesperrt. 
Wer Auto fährt, ist entweder Atheist oder Tourist, oder beides. Meistens scheint die Sonne, so die Statistik.

Das neue Clubhaus wurde in eine der größten Dünen des Landes hinein gepflanzt, verschwindet also beinahe unterirdisch. 
Man wird dort wie ein lang vermisster Verwandter empfangen. 
Es wird gälisch gesprochen, nach Überlieferung die Sprache des Paradieses.
Tipp: Gleich neben dem Club liegt „Scarista House“, ein wiederholt als „Best Hidden Country House“ ausgezeichnetes Landhotel. Drei Zimmer und drei Suiten bieten Komfort und Behaglichkeit. Überall lodert ein Kaminfeuer. Köstliche Küche, herzlicher Empfang durch Patricia und Tim (bookings@scaristahouse.com).
Weberin Anne Campbell ist die einzige auf der Insel, die ihre Wolle noch selbst in einem Bottich färbt (www.harristweed.co.uk). Lohnenswerter Besuch!
von Hans-Joachim Walter
Fotos GC-Harris
Redaktion GOLFplus

 
							 
							